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Wahlverhalten älterer Frauen. Alter, Geschlecht und ... - KOBRA

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cen charakterisierbar ist (Baltes & Baltes 1990) 186 . Im Rahmen dieses Anpassungsprozesses kommt<br />

es zur Selektion subjektiv wichtiger <strong>und</strong> unwichtiger Lebensbereiche (vgl. Kühnem<strong>und</strong> 2004). Gerade<br />

bei politisch weniger Interessierten wird der Bereich der politischen Partizipation im <strong>Alter</strong><br />

dann oft verringert.<br />

In den Entscheidungsprozessen werden oft langfristige Parteibindungen deutlich. Diese sind aber<br />

oft nicht Ausdruck von abstrakteren Präferenzen oder gar Ergebnis einer Interessenabwägung;<br />

vielmehr hat die Parteibindung vor allem die Eigenschaft Komplexität zu reduzierenden <strong>und</strong> den<br />

Aufwand für die Auseinandersetzung mit Politik zu minimieren. Bei der Formierung der Parteibindung<br />

wird in der untersuchten Gruppe deutlich, dass es sich oft um traditionelle Bindungen der<br />

Herkunftsfamilie oder des Ehemanns handelt.<br />

Für eine Betrachtung des <strong>Wahlverhalten</strong>s aus der Perspektive von Handlungs- <strong>und</strong> Entscheidungstheorien<br />

bedeutet dies, dass die der eigentlichen Entscheidung vorgelagerten Aspekte eine wesentliche<br />

Bedeutung haben. Für die Mehrzahl der Befragten ist die Entscheidung, ob sie wählen, die<br />

wichtigere Entscheidung im Vergleich zur Frage, wen sie wählen. Die untersuchte Gruppe weist im<br />

Vergleich zur restlichen Bevölkerung damit Besonderheiten auf. Ein wichtiges Ergebnis für die<br />

Analyse von Wahlentscheidungsprozessen auch außerhalb des Kontextes dieser Arbeit ist, dass der<br />

subjektiv erlebte Zeitpunkt der Entscheidung Rückschlüsse auf den Charakter der Entscheidungssituation<br />

zulässt. Sowohl eher uninteressierte <strong>und</strong> subjektiv wenig kompetente Wählerinnen als auch<br />

ein Teil der hochinteressierten <strong>und</strong> involvierten Wählerinnen entscheiden sich eher spät. In der<br />

ersten Gruppe ist die Entscheidung über Teilnahme an der Wahl der wichtige Prozess, während die<br />

politisch Involvierten einen Entscheidungsprozess hinsichtlich der verschiedenen <strong>Alter</strong>nativen<br />

treffen. Dies macht deutlich, dass Annahmen von idealisierten Entscheidungsmodellen mit erheblichen<br />

Problemen hinsichtlich der Verallgemeinerbarkeit ihrer Ergebnisse zu betrachten sind 187 .<br />

<strong>Alter</strong>native Entscheidungsmodelle wie das der Theory of Reasoned Action (Fishbein & Ajzen 1981;<br />

vgl. Rudi & Schoen 2005) sind zwar deutlich besser geeignet, die Prozesse realistisch abzubilden,<br />

finden in die empirische Forschung im deutschsprachigen Raum aber keinen Eingang. Eine stärkere<br />

Einbindung dieser Ansätze würde sicherlich zu einer Verbesserung der Erklärungsmodelle führen<br />

188 . Als heuristisches Modell für die Analyse individueller Wahlentscheidungen hat sich dieses<br />

Modell hier bewährt.<br />

Im Hinblick auf die Verbindung soziodemographischer Merkmale wie <strong>Alter</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschlecht</strong> als Einflussgrößen<br />

auf politische Verhaltens- <strong>und</strong> Einstellungsmuster lässt sich zunächst feststellen, dass<br />

186 Vgl. Abschnitt 4.2.6..<br />

187 Das Problem der Übertragbarkeit auf reale Entscheidungssituationen dieser Modellierung wird dadurch<br />

verstärkt, dass systematisch Teilgruppen der Gr<strong>und</strong>gesamtheit (insbesondere Heimbewohner) in den zugr<strong>und</strong>eliegenden<br />

Daten nicht repräsentiert werden (siehe Kapitel 8).<br />

188 Das würde bedeuten, dass eher offene Erhebungsverfahren in die Wahlforschung eingeb<strong>und</strong>en werden<br />

müssten. Dies kann auch als eine Strategie in theoretisch ausdifferenzierten Gegenstandsbereich verwendet<br />

werden zu neuen Erkenntnisse <strong>und</strong> Fragestellungen anzustoßen (vgl. Küchler 1983).<br />

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