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Wahlverhalten älterer Frauen. Alter, Geschlecht und ... - KOBRA

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Dies liegt auch daran, dass die politischen Konfliktlinien insgesamt weniger stark ausgeprägt sind<br />

als bei den westdeutschen Befragten.<br />

Bei den Erlebnissen der Befragten in der DDR gibt es ein wiederkehrendes Moment in einer Reihe<br />

von Interviews, das als Willkür oder Ohnmacht empf<strong>und</strong>en wird. Dies ist der Umgang mit Ausreiseanträgen<br />

im Fall des Todes eines nahen Familienangehörigen. Der Umgang mit dem Anliegen <strong>und</strong><br />

die Verweigerung der Ausreise wirken dabei unabhängig von der Einstellung zum System nachhaltig.<br />

EF1_1 (250)<br />

FRAU ZIMMERMANN: Und vorher mit Antrag. Aber es war zum Beispiel so, als meine<br />

Mutter starb. Wir sind 60 rüber <strong>und</strong> ich glaube 64 oder 66 ist sie gestorben, <strong>und</strong><br />

da hat ich einen Antrag gestellt, dass ich zur Beerdigung durfte, dass hat man mir<br />

abgelehnt. Da ist mein Mann noch mitgewesen, also ich wär der am liebsten übern<br />

Schreibtisch gegangen, weil sie so ironisch gesagt hat, wenn sie 60 sind dann können<br />

sie rüber. Das war ihre Antwort ja. Da soll vielleicht die Leiche warten bis ich 60<br />

war. Also ich war außer mir! Und da sagt mein Mann, komm raus, komm weg. Und<br />

äh das vergess ich denen nicht.<br />

EF3_1 (315)<br />

FRAU KLEIN: Das war eben dann eine Entscheidung von ich habe ne Eingabe gemacht,<br />

unsere Mutter war gestorben. (…) Ja. Oder die die Mutter war erste schwer<br />

krank gewesen. (…) Und da wollten ich wir gern noch hin. Und das ist uns nicht gelungen.<br />

Als Mutter gestorben ist, war es natürlich so, wir durften alle fahren (…)<br />

Aber alle zu spät. (…) Nech wir durften alle an der Beerdigung nicht teilnehmen. (…)<br />

Und das war natürlich für uns alle ein sehr, sehr großer Schock gewesen. Da sag ich<br />

gut wir fahren alle hin, wir fahren wenigstens aufs Grab hin, aber die große Beisetzung<br />

oder das was unsere Mutter eigentlich verdient hätte, das konnte nicht vollzogen<br />

werden. Das war eigentlich das traurigste Kapitel, was ich eigentlich so erlebt<br />

habe. Und ein halbes Jahr später war die Wende da gewesen.<br />

Frau Schmidt (EF5), die als Parteilose in einer Führungsposition tätig ist <strong>und</strong> ihren Mann auf der<br />

ersten Westreise begleiten wollte, reagiert auf die Ablehnung des Chefs vergleichsweise gelassen.<br />

EF5_1 (744)<br />

FRAU SCHMIDT: Es gab also die Möglichkeit, wo man noch gearbeitet hat nach dem<br />

Westen zu fahren, meine Kinder waren ja nun alle drüben. Und da hat mein Direktor<br />

gesagt, nein Mädchen, da muss dein Mann alleine fahren. Ich lasse mir meine guten<br />

Mitarbeiter doch nicht vom Westen nicht verderben. Das waren die Worte. Da durfte<br />

ich nicht fahren. (…) Da ist mein Mann alleine gefahren. Mein Mann kriegte die Erlaubnis.<br />

(lacht)<br />

Auf die Bewertung der DDR wirken sich diese Erlebnisse aber nicht aus. Frau Klein (EF3) bezieht<br />

diese negativen Erfahrungen mit in ihre Bilanz ein <strong>und</strong> bewertet ihre Zeit in der DDR als positiv.<br />

EF3_1 (143)<br />

FRAU KLEIN: Ja, ich würde sagen es ist mir nie irgendwas, gut ich muss sagen, ich<br />

durfte ein paar Mal nicht reisen (…) zu meiner Mutter. Ja. (…) Aber das hab ich dann<br />

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