Wahlverhalten älterer Frauen. Alter, Geschlecht und ... - KOBRA
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1994, 1998; Opp 1999). Die Fortführung der Analyse der strategischen Interaktion von Parteien<br />
<strong>und</strong> Wählern im räumlichen Modell des <strong>Wahlverhalten</strong>s, die Frage wie rationale Wähler mit Informationen<br />
<strong>und</strong> limitierten Informationen umgehen, sowie die Erklärung der Wahlteilnahme werden<br />
in der engen Variante thematisiert. Diese beiden Traditionslinien unterscheiden sich auch hinsichtlich<br />
ihres Wissenschaftsverständnisses (Arzheimer & Schmitt 2005). Die Vertreter eines engen<br />
Verständnisses von Rational Choice haben ein instrumentalistisches Wissenschaftsverständnis <strong>und</strong><br />
sehen in wissenschaftlichen Theorien im Wesentlichen ein Instrument zur Systematisierung beobachtbarer<br />
Fakten. Zielsetzung sind idealisierte Modelle, die eine möglichst hohe Prognosekraft<br />
haben, wobei der Anspruch, dass die zugr<strong>und</strong>e liegenden Annahmen empirisch zutreffend sind<br />
weniger wichtig als die Prognosekraft der Modelle angesehen wird. Die zweite Gruppe des weiten<br />
Rational Choice-Ansatzes vertritt die wissenschaftstheoretische Position des Realismus. In diesem<br />
Verständnis soll eine Theorie im Kern eine zutreffende Beschreibung der Wirklichkeit sein. Das<br />
Erkenntnisziel von Vertretern dieser Position ist es, Sachverhalte realistisch zu beschreiben <strong>und</strong><br />
zutreffende Erklärungen zu finden. Die der Theorie zugr<strong>und</strong>e liegende Annahmen müssen zutreffen.<br />
Im Gegensatz zu dem engen Verständnis von Rational Choice, das Wählen als rein instrumentelle<br />
Einflussnahme auf die nächste Regierung interpretiert, sehen Vertreter der weiteren, realistischen<br />
Position auch expressives Wählen, das andere Zielsetzungen wie z. B. einer gesellschaftlichen<br />
Norm gemäß zu handeln haben kann, als möglich an (Fuchs & Kühnel 1998).<br />
Der Wert von Downs Beitrag ist vor allem in der Beschreibung von Entscheidungsmechanismen zu<br />
sehen, die anderen Theorien zugr<strong>und</strong>e liegen <strong>und</strong> in der Neuorganisation von verschiedenen Wissensbeständen<br />
(vgl. Almond 1993). In der empirischen Anwendung ist der Rational Choice Ansatz<br />
von untergeordneter Bedeutung (Rudi & Schoen 2005, 318). Am Rational Choice Ansatz orientierte<br />
Arbeiten liefern in der Folge eine Reihe von Fragestellungen, die zentrale Aspekte der Wahlforschung<br />
beleuchten <strong>und</strong> auch auf Arbeiten, die eher an anderen Ansätzen der Wahlforschung orientiert<br />
sind Einfluss hatten (Pappi & Shikano 2007). Während Downs davon ausging, dass die Wähler<br />
in der Erwartung zukünftigen Nutzens entscheiden, liefert Fiorina (1981) eine Weiterentwicklung<br />
der Rational Choice Theorie, die davon ausgeht, dass Wahlentscheidungen die Bewertung von <strong>Alter</strong>nativen<br />
auf Basis von Evaluationen der Leistungen der Regierungsparteien <strong>und</strong> hypothetischer<br />
Leistungen der Nichtregierungsparteien sind (Pappi & Shikano 2007, 44). Parteiidentifikation ist in<br />
dieser Vorstellung die Bilanzierung dieser Bewertung „Party ID is a running tally of retrospective<br />
evaluations“ (Fiorina: 1981, 89).<br />
Ein anderer Aspekt der Debatte um Wählen als rationale Entscheidung liefert Popkin (1993; 1994)<br />
mit einem Erklärungsansatz für den Umgang der Wähler mit Informationen über Politik. Dabei<br />
wird von so genannten „information shortcuts“ ausgegangen, bei denen es sich um Strategien handelt,<br />
wie Wähler mit Informationen umgehen <strong>und</strong> sich ohne großen Zeitaufwand ein realistisches<br />
Bild über Politik <strong>und</strong> die zur Wahl stehenden <strong>Alter</strong>nativen machen.<br />
Diese Informationsformen können auch die Form von erworbenen Erfahrungen oder Einstellungen<br />
haben. Eine solche Betrachtung legt eine Interpretation der PI des sozialpsychologischen Modells<br />
als information shortcut nahe (Arzheimer & Schmitt 2005, 262; Pappi & Shikano 2007, 75), was mit<br />
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