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Wahlverhalten älterer Frauen. Alter, Geschlecht und ... - KOBRA

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e dann ersichtlich, wenn die Befragten in Positionen mit Verantwortung waren oder sich eine berufliche<br />

Weiterentwicklung im Lebensverlauf feststellen lässt. Was im Zusammenspiel der individuellen<br />

Eigenschaften <strong>und</strong> Kompetenzen mit Karriereeignung <strong>und</strong> politischem Interesse Ursache<br />

<strong>und</strong> was Wirkung ist, lässt sich nicht klar herausarbeiten. Einiges spricht dafür, dass es sich um<br />

allgemeine Eigenschaften der Persönlichkeit handelt, die in beiden Feldern ausgelebt werden. Aus<br />

meiner Sicht ist es plausibel anzunehmen, dass sich die positiv erlebten Kompetenzen im Bereich<br />

der Erwerbsarbeit auch auf andere Bereiche, wie die politischen Involvierung <strong>und</strong> Kompetenzen<br />

auswirken, wie dies Burns, Schlozman <strong>und</strong> Verba (2001) annehmen. Es finden sich auch Befragte,<br />

die vor allem als Hausfrau <strong>und</strong> Mutter tätig waren <strong>und</strong> nur in ungelernten Tätigkeiten hinzuverdient<br />

haben. Trotz deren geringer schulischer Bildung entwickelten diese ein „politisches Selbstbewusstsein“.<br />

Diese sind allerdings Ausnahmefälle.<br />

Die Befragten selbst stellen keinen Zusammenhang zwischen der Berufstätigkeit <strong>und</strong> ihren politischen<br />

Kompetenzen her. Eine Ausnahme stellt Frau Wagner (KS5) dar, welche auf die kritischen<br />

Nachfragen ihrer Mutter, wegen des geringen politischen Interesses ihren Beruf als Hinderungsgr<strong>und</strong><br />

angibt.<br />

KS5_1 (466)<br />

Frau Wagner: Ach liebe Zeit. Da sagt sie, wofür interessierst Du Dich eigentlich? Na<br />

wissen Sie, ich war damals im Beruf.<br />

Frau Wagner hat eine gering ausgeprägte Berufsidentität <strong>und</strong> gibt ihren Beruf als Sachbearbeiterin<br />

in einer Behörde mit dem Beginn ihrer Ehe auf, führt den Zweipersonenhaushalt <strong>und</strong> pflegt gelegentlich<br />

für ein paar Wochen ihre Schwiegereltern. Sie argumentiert in beiden Interviews gegen<br />

„Doppelverdiener“ 131 <strong>und</strong> präferiert klar die klassischen <strong>Geschlecht</strong>errollen. In einem späteren<br />

Abschnitt argumentiert sie (KS5_1, 319), dass sie sich aktuell wenig politisch informiere, weil sie<br />

des Gemüsegarten <strong>und</strong> eines H<strong>und</strong> zu wenig Zeit habe. Ein ähnliches Argument führt Frau Schulz<br />

(KS2) an, die ebenfalls nicht erwerbstätig <strong>und</strong> kinderlos ist:<br />

KS2_1 (445)<br />

FRAU SCHULZ: ich hatte viel bessere Dinge, ne. Wir hatten H<strong>und</strong>e (…) wir hatten<br />

Pferde Und das war auch, da war ich abgelenkt.<br />

INTERVIEWER: ja also es war<br />

FRAU SCHULZ: Und dann im Reitverein, ich kann mich nicht, ich weiß nicht wie es<br />

heute ist, ich hab mich zurückgezogen, wegen <strong>Alter</strong> (…) aber, damals. Wir hatten, wir<br />

haben immer nur über die Pferde geredet. (…)Turniere, Pferde, Veranstaltungen. Da<br />

hab ich nie, ich kann mich überhaupt nicht erinnern, dass ich da jemals ein politisches<br />

Gespräch geführt habe bei uns im Clubhaus.<br />

131 Der Begriff Doppelverdiener ist im Rahmen einer nationalsozialistischen Kampagne gegen <strong>Frauen</strong>arbeitslosigkeit<br />

bzw. für die Propagierung einer traditionellen <strong>Frauen</strong>rolle verwendet worden (Winkler 1977, 42f;<br />

Bajohr 1980, 340 <strong>und</strong> 348.).<br />

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