Wahlverhalten älterer Frauen. Alter, Geschlecht und ... - KOBRA

stimmten Lebensabschnitten und Ereignisse der individuellen Biographie wie die Verwitwung oder
den Umzug in ein Altenheim. Die Veränderungen auf der Individualebene lassen sich als Adaptionsprozesse
verstehen, wie sie im entwicklungspsychologischen Modell der Selektion, Kompensation
und Optimierung konzipiert sind (Baltes 1987, 2001; Baltes & Baltes 1990). Einzelne Adaptionsprozesse
lassen sich gut mit dem handlungstheoretischen Modell der Theory of Reasoned Action
(Fishbein & Ajzen Fishbein & Ajzen 1981; Ajzen 1985) nachvollziehen. Beide Theorien sind im
folgenden Abschnitt das metatheoretische Handwerkszeug, welches bei der Suche nach Erklärungen
von Veränderungen der politischen Einstellungen und Verhaltensweisen im Lebenslauf herangezogen
wird. Diese Veränderungen auf der Individualebene lassen sich grob entlang der Phasen
des Lebenslaufs Jugend, Erwachsenenleben und Alter festmachen.
In der Jugendphase lassen sich wie in den vorherigen Kapiteln dargestellt unterschiedliche Muster
der Verarbeitung des Kriegsendes und des Ende des Nationalsozialismus ausmachen. Veränderungen
im Erwachsenenleben sind in geringerem Maße festzustellen und in den bisherigen Analysen
kaum thematisiert worden. Diese Veränderungen sind aber in der Perspektive der Geschlechterdifferenzen
der politischen Partizipation von Interesse. Hier sind besonders Ehe und Partnerschaften
sowie Veränderungen im hohen Lebensalter zu nennen.
11.1 Drei empirische Typen
Für die Bildung der Typen wird auf die bisher herausgearbeiteten empirisch beobachtbaren Unterschiede
zurückgegriffen und inhaltlich miteinander verbundene Dimensionen – wie beispielsweise
politische Partizipation und Mediennutzung – zusammengefasst. In einem ersten Schritt werden
die in den vorherigen Abschnitten dargestellten einzelnen Merkmale der Grundmuster des politischen
und sozialen Engagements, des politischen Interesses, der Mediennutzung, des Umgangs mit
Politik mit dem (Ehe-)Partner und der Vermeidung von Gesprächen über Politik im persönlichen
Umfeld zusammengeführt.
Für die Typenbildung wurden alle Fälle nach den bereits dargestellten Merkmalen 160 – politische
Partizipation, Mediennutzung, Art der Partnerschaft – klassifiziert 161 . Zusätzlich wurden in die Typenbildung
Politikvermeidung, der Umgang mit dem Nationalsozialismus, die lebenslange Veränderung
der politischen Partizipation, das Geschlechterrollenmuster und das Muster der Wahlentscheidung
einbezogen.
160 Für jedes Merkmal wurden bisher nur zwei Ausprägungen dargstellt, die einer politikaffinen und einer
politikdistanzierten Ausprägung entsprechen. Diese Dichotomisierung stellt eine erhebliche Vereinfachung
dar. Für die Typenbildung wurde daher bei der Mediennutzung und der politischen Partizipation eine zusätzliche
Ausprägung verwendet.
161 Dieses Verfahren entspricht weitgehend der skalierenden Inhaltsanalyse nach Mayring (2003). Im Folgenden
werden zunächst Typen anhand der Merkmalsausprägungen gebildet, die anschließend nach Gemeinsamkeiten
der inneren Logik und individuellen Entwicklung der Fälle geprüft werden.
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