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Wahlverhalten älterer Frauen. Alter, Geschlecht und ... - KOBRA

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allgemeine Theorie des <strong>Alter</strong>(n)s stellt sich die Heterogenität des Phänomens <strong>Alter</strong>(n) mit individuell<br />

sehr unterschiedlichen Verläufen des <strong>Alter</strong>ns <strong>und</strong> sehr variablen Auswirkungen des <strong>Alter</strong>s<br />

dar. Als Ursachen für diese Variabilität gelten genetische Unterschiede, Effekte des individuellen<br />

Lebensverlaufs <strong>und</strong> eine Beeinflussung des normalen <strong>Alter</strong>sprozesses durch eine Bandbreite pathologischer<br />

Einflüsse (Baltes & Baltes 1990, 8).<br />

Der Prozess des <strong>Alter</strong>ns lässt sich idealtypisch nach verschiedenen Dimensionen unterscheiden,<br />

denen sich schwerpunktmäßig akademische Disziplinen zuordnen lassen:<br />

- physische <strong>Alter</strong>ung <strong>und</strong> die somatischen <strong>und</strong> physiologischen Auswirkungen (Medizin, insbesondere<br />

Geriatrie; Humanbiologie)<br />

- psychische Folgen der <strong>Alter</strong>ung <strong>und</strong> altersspezifische Erkrankungen (Psychiatrie, Neurologie,<br />

Geriatrie)<br />

- Umgang mit individuellen Folgen des <strong>Alter</strong>ns wie Hilfebedürftigkeit, Pflege <strong>und</strong> Betreuung<br />

(Pflegewissenschaft)<br />

- Umgang mit sozialen Folgen des <strong>Alter</strong>ns (Sozialarbeit, Sozialpädagogik)<br />

- <strong>Alter</strong>n als lebenslanger Prozess individueller Entwicklung (Psychologie)<br />

- <strong>Alter</strong>n als gesellschaftlicher Prozess <strong>und</strong> kollektives Phänomen (Soziologie)<br />

- <strong>Alter</strong>n als Problemstellung für den Wohlfahrtsstaat (Sozialpolitik)<br />

- die zukünftige Entwicklung von <strong>Alter</strong>sverteilungen in Gesellschaften (Demographie)<br />

Die Gerontologie als neuere akademische Disziplin, die ihrem Wesen nach sowohl eine Bindestrichsoziologie<br />

als auch eine Disziplin mit Praxisbezug ist 15 , hat das Problem die unterschiedlichen<br />

Themenfelder <strong>und</strong> Perspektiven zu vereinen. Innerhalb der Gerontologie, Psychologie <strong>und</strong> Soziologie<br />

gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher theoretischer Ansätze zur Erklärung von <strong>Alter</strong>(n), die<br />

theoriegeschichtlich komplex miteinander verwoben sind (Marshall 1999; Rosenmayr 2003). Trotz<br />

der mittlerweile starken Ausdifferenzierung der Theorien stellte sich in fachlichen Debatten der<br />

Stand der Theorien für spezifische Teilfragen als unzureichend dar <strong>und</strong> war über einen längeren<br />

Zeitraum Anlass zur Kritik (Bengtson, Rice & Johnson 1999; Dallinger 2002; vgl. Dallinger &<br />

Schroeter 2002). Die Ursache dafür ist, neben einer phasenweise kritisierten Theorieferne (Backes<br />

2000c), in der Komplexität des Gegenstandes mit einer Vielzahl von inhaltlichen Dimensionen <strong>und</strong><br />

damit verb<strong>und</strong>enen normativen Deutungsmöglichkeiten zu sehen. Die unterschiedlichen inhaltlichen<br />

Dimensionen erhalten in den fachwissenschaftlichen Disziplinen unterschiedliche Gewichtungen,<br />

was eine Übertragbarkeit auf Fragestellungen einer anderen Disziplin erschweren kann. Auch<br />

innerhalb der <strong>Alter</strong>(n)swissenschaften gibt es theoretische Unvereinbarkeiten, die in der psychologischen,<br />

psychogerontologischen oder soziologischen Perspektive begründet sind (Amrhein 2004b;<br />

Mayer & Diewald 2007, 518). Differierende Deutungen von <strong>Alter</strong>(n) <strong>und</strong> damit einhergehende Fragen<br />

sind ein relevanter Aspekt aller theoretischen Zugänge <strong>und</strong> aller beteiligten Disziplinen.<br />

15 Vgl. u.a. Kruse 1998; Wahl, & Tesch-Römer 2000; Hooyman& Kiyak 2002; Karl, 2003a; Coleman & O`Hanlon<br />

2004; Wahl & Mollenkopf 2007.<br />

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