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Wahlverhalten älterer Frauen. Alter, Geschlecht und ... - KOBRA

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Leider äußern sich die Befragten zur Bedeutung ihrer Ausbildung oder des Berufs analog zur Rolle<br />

der Schule kaum explizit. Die Informationen über die beruflichen Verläufe <strong>und</strong> das Wechselverhältnis<br />

zu familiärer Arbeit lassen sich vor allem aus den Daten der standardisierten Vorerhebung ableiten.<br />

Diese geben oft aber nur ein ungenaues Bild wieder, insbesondere im Hinblick auf die zeitlichen<br />

Abläufe 129 . Aus den theoretischen Vorüberlegungen hat sich ergeben, dass unabhängig vom<br />

präzisen zeitlichen Ablauf erfasst werden musste, ob die Befragte eine Berufsausbildung hat, ob sie<br />

berufstätig war, in welchen Umfang <strong>und</strong> über welche Dauer diese Berufstätigkeit bestand. Nach der<br />

Rollenverteilung in der familiären Arbeit wurde nicht explizit gefragt, aber es wurde versucht aufmerksam<br />

zwischen den Zeilen zu lesen 130 . Eher im Interviewteil wurde versucht zu erfassen, welche<br />

Bedeutung die Erwerbsarbeit für die Befragte hat. Berücksichtigt wurden auch berufliche Veränderungen<br />

der Befragten <strong>und</strong> ihrer Ursachen, insbesondere Weiterqualifikationen, die Übernahme<br />

von Entscheidungsfunktionen <strong>und</strong> von Verantwortungspositionen, aber auch der Ausstieg aus<br />

der Erwerbstätigkeit. Von Interesse ist auch, wie die Befragte über ihre Berufsrolle <strong>und</strong> die damit<br />

einhergehenden interpersonalen Kontakte zu Vorgesetzten, Kollegen oder K<strong>und</strong>en spricht. Darüber<br />

hinaus ist von Bedeutung, ob eine Aufgabe der eigenen Berufstätigkeit erfolgt <strong>und</strong> was diese motiviert.<br />

Die Differenz zwischen einer regulären Ausbildung <strong>und</strong> einer ungelernten Tätigkeit kann nur mit<br />

Vorsicht als Indikator der <strong>Geschlecht</strong>errollen im Elternhaus oder der Ambitionen der Befragten<br />

interpretiert werden. Gerade bei den Jahrgängen, bei denen der Schulabgang in die Kriegsphase<br />

fällt sind, sind die individuellen Lebensumstände von großem Einfluss. Aussagekräftig über das<br />

eigene Selbstverständnis <strong>und</strong> die Persönlichkeit der Befragten ist, wenn gegen Widerstände im<br />

Elternhaus eine Lehre durchgesetzt wird (Frau Hoffmann KS4) oder das Elternhaus die Wahl eines<br />

Ausbildungsberufes mit dem Ziel der Übernahme des Familiengeschäftes nahegelegt wird (Frau<br />

Krüger NW1). Obwohl mehrere Befragte oft jahrelang ungelernte Berufe ausübten, erwähnten sie<br />

diese nicht von sich aus. Es scheint bei diesen Befragten die Schwierigkeit zu bestehen, die Erwerbstätigkeit<br />

zu benennen, aber auch der Rolle der Erwerbsarbeit in der jeweiligen Rollenkonfiguration<br />

eine „angemessene“ Gewichtung zu geben (vgl. Krüger 1993). So benennt Frau Koch (BS2)<br />

erst nach Nachfragen ihre Erwerbsarbeit <strong>und</strong> greift mit einigen Schwierigkeiten auf die Bezeichnung<br />

„Kochfräulein“ zurück, um ihre im Lebenslauf befristete <strong>und</strong> weit zurückliegende Tätigkeit als<br />

ungelernte Küchenhilfe zu umschreiben. Dies kann sowohl damit zusammenhängen, dass ihr diese<br />

Lebensphase für ihre Identität weniger wichtig ist, als auch damit, dass ihr keine heute übliche<br />

Bezeichnung für das Berufsbild einfällt.<br />

Zwischen der zusätzlichen Rolle durch die Erwerbarbeit <strong>und</strong> der subjektiv erlebten politischen<br />

Kompetenz der Befragten lassen sich deutliche Zusammenhänge herstellen. Diese sind insbesonde-<br />

129 Diese Ungenauigkeiten begründen sich darin, dass exakte Angaben von Zeitpunkten in einigen Fällen<br />

schwierig sind <strong>und</strong> die Befragten durch zu detailliertes Nachfragen nicht verunsichert werden sollten. Gleichzeitig<br />

stellt dies auch eine Gewichtungsentscheidung im Erhebungsinstrument dar.<br />

130 In allen Fällen ist von einem traditionellen Rollenbild auszugehen, in dem die Frau auch bei Erwerbsarbeit<br />

die Hauptlast der familiären Arbeit trägt.<br />

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