Wahlverhalten älterer Frauen. Alter, Geschlecht und ... - KOBRA
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Einstellungen zu bestimmten issues sind nur für eine geringe Anzahl von politischen Themenfeldern<br />
feststellbar <strong>und</strong> insgesamt eher gering ausgeprägt. Das Ausmaß der <strong>Geschlecht</strong>erunterschiede<br />
zwischen nationalen Subpopulationen <strong>und</strong> zwischen Ländern variiert deutlich, ebenso wie erhebliche<br />
Periodeneffekte auf das Ausmaß der Unterschiede zwischen den <strong>Geschlecht</strong>ern feststellbar<br />
sind.<br />
Die Erkenntnisse über Ursachen <strong>und</strong> Wirkmechanismen von <strong>Geschlecht</strong>erdifferenzen in politischen<br />
Orientierungen lassen sich nur mit Vorbehalten <strong>und</strong> nur auf ähnliche Gesellschaften übertragen<br />
(Burns, Schlozman & Verba 2001, 373f.) Internationale Vergleiche stellen eine sinnvolle Ergänzung<br />
für die Interpretation nationaler Einzelfälle dar, insbesondere wenn eine Deskription sozialen<br />
Wandels beabsichtigt ist (Inglehart & Norris 2000). Die dem gesellschaftlichen Wandel zugr<strong>und</strong>e<br />
liegenden strukturellen <strong>und</strong> sozioökonomischen Faktoren lassen sich so analysieren. Die Veränderungen<br />
einer einzelnen Gesellschaft, die in einem komparativen Verständnis einen Einzelfall darstellen,<br />
ermöglichen die detaillierte Analyse der historischen Ursachen. Dies ist von besonderer<br />
Bedeutung, wenn sozialer Wandel als Phänomen politischer Generationenuntersucht wird.<br />
Von einem generellen Gender Gap politischer Partizipation kann nicht mehr gesprochen werden<br />
(Westle 2001a). Diese Aussage trifft im Aggregat zu, da die kohortenspezifischen Muster <strong>älterer</strong><br />
Generationen zunehmend durch jüngere Kohorten überlagert werden, die neue Muster aufweisen.<br />
<strong>Geschlecht</strong>erunterschiede im politischen Interesse <strong>und</strong> bezüglich subjektiver politischer Kompetenz<br />
bleiben auch bei jüngeren Kohorten weiterhin feststellbar. Hinsichtlich des <strong>Wahlverhalten</strong>s in<br />
Deutschland ist in den letzten Jahrzehnten eine Angleichung der <strong>Geschlecht</strong>erunterschiede feststellbar<br />
(Emmert & Roth 1994, 179f). Auch die individuellen Bestimmungsgründe des <strong>Wahlverhalten</strong>s<br />
differieren zwischen den <strong>Geschlecht</strong>ern in Deutschland kaum (Falter & Schuhmann 1990; Molitor<br />
1992; Neu 2004). International vergleichend sprechen Inglehart <strong>und</strong> Norris (2000) bereits von<br />
einem „new gender gap“ der nicht mehr das politische Desinteresse, sondern eine stärkere Parteineigung<br />
zu Parteien des linkeren Spektrums ausmacht (vgl. Hofmann-Göttig 1986, 81; Gluchowski<br />
& Mnich 1994; Neu 2004, 2).<br />
Das politische Partizipationsmuster generational geprägt sind <strong>und</strong> dies im Zusammenhang mit dem<br />
<strong>Geschlecht</strong> von besonderer Bedeutung ist, stellt zweifellos eine ebenso simple wie wichtige Erkenntnis<br />
dar. Bei der Interpretation von Ergebnissen, die sich auf Jugendstudien beziehen (Jacobi<br />
1991, Meyer 1994), ist dies zu berücksichtigen. Die intergenerationalen geschlechtsspezifischen<br />
Unterschiede lassen sich sowohl in der Beteiligung an Wahlen, als auch im konkreten <strong>Wahlverhalten</strong>,<br />
aber auch im Bereich der vielfältigen Partizipationsformen <strong>und</strong> Einstellungen ebenso hinsichtlich<br />
des politischen Interesses nachweisen.<br />
Der Bef<strong>und</strong> generationaler Muster bedeutet auch die Notwendigkeit Lebenszykluseffekte zu analysieren.<br />
Es zeigt sich zudem, dass insbesondere im hohen <strong>Alter</strong> deutliche Lebenszykluseffekte auftreten.<br />
Feststellbar ist, dass sowohl politisches Interesse wie auch die Wahlbeteiligung von <strong>Frauen</strong><br />
im hohen <strong>Alter</strong> besonders stark abnimmt (Jirovec & Erich 1999,97). Metje (1991, 364) argumentiert,<br />
dass die geringe Wahlbeteiligung <strong>älterer</strong> <strong>Frauen</strong> Folge von Verwitwung <strong>und</strong> gesellschaftlicher<br />
<strong>und</strong> soziale Isolierung ist, führt allerdings für diese Überlegung keine empirischen Belege an. Dieses<br />
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