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Wahlverhalten älterer Frauen. Alter, Geschlecht und ... - KOBRA

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Problem der Generationen“ dar, in dem er gr<strong>und</strong>legende theoretische Bestandteile des Konzeptes<br />

ausgearbeitet hat (vgl. Klecka 1971; Lepsius 1973; Fogt 1982 ; Metje 1994; Settersten 1999; Zinneker<br />

2003; Jureit 2006; Szydlik & Künem<strong>und</strong> 2009). Unter Generation versteht Mannheim nicht eine<br />

innerfamiliäre Abfolge, sondern eine Folge von Geburtsjahrgängen einer Gesellschaft, die eine altersbasierte<br />

Schichtung mit spezifischem Zeitgeist bildet 26 .<br />

Generationen bilden nach Mannheim ähnlich wie Klassen ein Gr<strong>und</strong>muster menschlicher Gesellschaften,<br />

welches in Form von Generationslagerungen abgebildet werden kann. Eine Generationslagerung<br />

wird nicht durch das parallele Ablaufen von Lebensläufen strukturiert, sondern durch die<br />

„potentielle Partizipation an gemeinsam verbindenden Ereignissen <strong>und</strong> Erlebnisgehalten“, die zu<br />

einer „Erlebnisschichtung“ führt, in der die kollektiv erlebten Ereignisse sinnstiftend für die Identität<br />

<strong>und</strong> die „Bewusstseinsschichtung“ (Mannheim 1970 [1928], 536) einer Generation auf individueller<br />

<strong>und</strong> kollektiver Ebene verankert werden. Die Gr<strong>und</strong>annahme ist, dass Individuen in spezifischen<br />

historischen Settings altern, <strong>und</strong> dass diese Settings für Individuen benachbarter Geburtsjahrgänge<br />

in ähnlicher Weise gestaltet sind. Die historische Veränderung einer Gesellschaft wirkt<br />

dabei auf die Lebensverläufe benachbarter Geburtsjahrgänge <strong>und</strong> gestaltet deren sozialisatorisches<br />

Setting.<br />

Mannheim unterscheidet weiterhin zwischen der Generationslagerung <strong>und</strong> dem Generationszusammenhang<br />

(Mannheim [1928], 541f.). Der Generationszusammenhang ist vorhanden, wenn in<br />

derselben Generationslagerung „reale soziale <strong>und</strong> geistige Gehalte … eine reale Verbindung zwischen<br />

den in derselben Generationslagerung befindlichen Individuen stiften“ (Mannheim 1970<br />

[1928], 543). Innerhalb einer Generationslagerung kann es Ausdifferenzierungen geben, beispielsweise<br />

in Form von Milieus. Diese Binnendifferenzierung, „die innerhalb desselben Generationszusammenhang<br />

in jeweils verschiedener Weise diese Erlebnisse verarbeiten“ nennt Mannheim<br />

([1928], 544) „Generationseinheiten“. Die Bildung von Generationen ist also wesentlich durch die<br />

historisch-sozialen, kulturellen <strong>und</strong> ökonomischen Umstände geprägt. Das Konzept der Generation<br />

ist (folglich) auf die inneren Zusammenhänge ausgerichtet, hebt dabei auf die äußeren Zusammenhänge<br />

ab <strong>und</strong> (ruft) die Identitätsstiftung zu einer Generation gehörender Individuen hervor (Bude<br />

2004). Mannheims Konzept <strong>und</strong> theoretische Formulierungen sind bis heute ein wesentlicher theoretischer<br />

Bezugspunkt (Lepsius 1973; Fogt 1982; Metje 1991, 1994, Settersten 1999; Jureit 2006).<br />

Die Gr<strong>und</strong>überlegungen Mannheims sind auch in andere Formen der Kohortenanalyse eingegangen<br />

(Corsten 2001).<br />

In der Forschungspraxis finden sich zwei Arten des Umgangs mit dem Konzept der Generationen;<br />

einerseits die quantifizierende Betrachtung von Generationen als kollektiver Träger von Einstellungen<br />

<strong>und</strong> Verhaltensmustern <strong>und</strong> andererseits die auf qualitative abzielende Analyse der Kon-<br />

26 Vgl. hierzu auch Settersten (1999, 109-116) <strong>und</strong> Cutler (1977a). Von Mannheim ausgehende Ansätze basieren<br />

auf dem Konzept der Kohorte. Im englischsprachigen Raum wird mit dem Terminus der Generation oft<br />

eine familiären Abstammungslinie („lineage“) verb<strong>und</strong>en (Cutler (1977a; vgl. auch Höpflinger 1999), allerdings<br />

gibt es auch hier Verwendungen des Begriffs Generation in der Mannheimschen Tradition (z.B. Klecka<br />

1971).<br />

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