Wahlverhalten älterer Frauen. Alter, Geschlecht und ... - KOBRA
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schung ist in unterschiedlichen wissenschaftstheoretischen Positionen begründet, die sich zum<br />
einen aus der Perspektive auf das jeweilige zentrale Thema zum anderen in unterschiedlichen methodischen<br />
Zugängen niederschlagen. Während für Vertreter des Mainstreams der Politikwissenschaft<br />
das Politische im Zentrum der Analyse steht <strong>und</strong> <strong>Geschlecht</strong>erunterschiede Bestandteil einer<br />
Deskription sind, stehen aus den feministischen Perspektiven die <strong>Geschlecht</strong>erverhältnisse im<br />
Zentrum, die sich selbstverständlich auch im Bereich der Politik widerspiegeln.<br />
Im Laufe der Debatte, die oft durch normative <strong>und</strong> methodische Konflikte überlagert wurde, haben<br />
sich mehrere Ergebnisse eingestellt. Die Dimension <strong>Geschlecht</strong> im Zusammenhang mit <strong>Wahlverhalten</strong><br />
<strong>und</strong> politischer Partizipation, insbesondere der <strong>Frauen</strong>, wird wahrgenommen. Die Annahmen<br />
über die Unterschiede der Unterrepräsentation von <strong>Frauen</strong> unterscheiden sich im Wesentlichen<br />
nicht (vgl. Westle 2001b, 136). Mittlerweile haben sich fruchtbare Debatten <strong>und</strong> ein gemeinsamer<br />
Lern-, Theoriebildungs- <strong>und</strong> Prüfungsprozess zwischen Beteiligten verschiedener Traditionen hergestellt<br />
48 . Dieser setzt allerdings ein geteiltes Verständnis sozialwissenschaftlicher Empirie voraus,<br />
welche in Form kontinuierlicher <strong>und</strong> umfassenden Analysen die fehlende Berücksichtigung der<br />
<strong>Frauen</strong> im Kontext politischer Partizipation mit einer eher quantitativ orientierten Methodik beendeten<br />
<strong>und</strong> erheblich zu einer nachhaltigen Bearbeitung des Forschungsfeldes beitrugen 4950 . Die<br />
Position, dass eine Beschreibung <strong>und</strong> Analyse mit quantitativen Methoden empirischer Sozialforschung<br />
als eine „wissenschaftliche Stigmatisierung“, bzw. als eine „wissenschaftliche Festschreibung<br />
traditioneller <strong>Geschlecht</strong>erstereotype“ (Sauer 1995, 168f.) fungiere, kann aus einer solchen<br />
Perspektive nur mit dem Verweis auf die soziale Realität zurückgewiesen werden 51 .<br />
Die feministisch orientierte Forschung liefert nach wie vor eine Vielzahl von Beiträgen, die zu einer<br />
analytischen <strong>und</strong> normativen Auseinandersetzung mit dem Themenfeld beitragen, aber von dem<br />
Mainstream „nur in Ausnahmefällen anerkannt“ werden (Hoecker 2006b, 17). Die bisweilen einseitige<br />
Orientierung an ausschließlich qualitativer Methodologie (vgl. Hoecker 1995, 21f.), trägt dazu<br />
bei, dass insbesondere im deutschsprachigen Raum die Dialogfähigkeit noch verbesserbar ist. Insgesamt<br />
bleiben aber auch die Zahl der qualitativen Arbeiten <strong>und</strong> deren inhaltliches Spektrum im<br />
Themenbereich eingeschränkt. Diese Arbeiten stellen allerdings oft die einzigen erkenntnisträchtigen<br />
Beiträge zu den Themenfeldern dar (u.a. Bock 2000; Heinzel 1996; Pitzscke 1994; vgl. Geißler<br />
1995, 20f.; Geißel & Penrose 2003, 19). Diese vorliegenden Arbeiten werden von den dem empi-<br />
48 Als Beispiel für einen solchen fruchtbaren Dialog lassen sich die expliziten wechselseitigen Bezüge von<br />
Sapiro <strong>und</strong> Verba mit diversen Mitautoren anführen, die als wichtige empirische <strong>und</strong> theoretische Arbeiten zu<br />
den Ursachen von <strong>Geschlecht</strong>erunterschieden politischer Partizipation gelten können.<br />
49 In Deutschland insbesondere die Arbeiten von Hoecker (1987,1995, 1996, 2006 sowie Molitor 1992, Westle<br />
2001a & b; Schoen & Westle 2002; Fuchs 2006).<br />
50 Auch diese Arbeit lässt sich zweifellos in dieser Unterscheidung auf der Seite der Arbeiten verorten, die eine<br />
möglichst exakte Beschreibung <strong>und</strong> die Trennung von Analyse <strong>und</strong> Werturteil als Gr<strong>und</strong>lage, Bedingung <strong>und</strong><br />
anzustrebendes Ziel wissenschaftlicher Forschung ansehen.<br />
51 Das zugr<strong>und</strong>e liegende Problem scheint zu sein, dass aus einem spezifischen Wissenschaftsverständnis<br />
gefordert wird, die eigene immanent kritische Position auf die einen Wissenschaftsbereich mit einem anderen,<br />
abweichenden Selbstverständnis zu übertragen (Sauer 1994, Sauer 1995). Dies stößt insbesondere an die<br />
Grenzen der Kommunikationsfähigkeit, wenn implizit auch methodische <strong>und</strong> methodologische Differenzen mit<br />
den unterschiedlichen Wissenschaftsverständnissen einhergehen.<br />
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