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Wahlverhalten älterer Frauen. Alter, Geschlecht und ... - KOBRA

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kann: „socialisation is teaching individuals at each life stage how to perform new roles“ (Cutler &<br />

Steckenrieder 1989, 60). Diese Überlegungen zur lebenslangen politischen Sozialisation stellen<br />

eine Verbindung zwischen Sozialisation <strong>und</strong> dem <strong>Alter</strong>nsprozess her. Die Annahme einer prägenden<br />

Sozialisationsphase widerspricht diesen Überlegungen nicht unbedingt, vielmehr scheint ein<br />

Konzept einer stufenweisen Vermittlung angebracht, in der allgemeine Orientierungen früh <strong>und</strong><br />

konkrete Einstellungen <strong>und</strong> Verhaltenspräferenzen spät erworben werden. Carroll (1989, 309)<br />

geht davon aus, dass es empirische Hinweise dafür gibt, dass die <strong>Geschlecht</strong>erunterschiede, die<br />

eher auf der Ebene der politischen Einstellungen wie dem politischem Interesse zu verorten sind<br />

,in der Kindheit erlernt werden. Andere, eher kompetenzbezogene Orientierungen würden in der<br />

Adoleszenz erworben <strong>und</strong> durch die Lebenslage beeinflusst. Dies ist vereinbar mit dem Bef<strong>und</strong>,<br />

dass die politische Aktivität in der Herkunftsfamilie die politische Aktivität der Kinder beeinflusst<br />

(Burns, Schlozman & Verba 2001, 364). Diese „political richness of home environment“ ist erheblich<br />

durch den sozioökonomischen Status des Elternhauses determiniert (Burns, Schlozman & Verba<br />

2003, 48).<br />

Ob die Sozialisation von <strong>Geschlecht</strong>srollen <strong>und</strong> politische Sozialisation einzelne Phänomene <strong>und</strong><br />

getrennt analysierbar sind, ist fraglich; vielmehr sind beide Bestandteil eines allgemeinen Sozialisationsprozesses.<br />

Festzuhalten ist, dass die Gr<strong>und</strong>lagen politischer Sozialisation nicht ausreichend<br />

erforscht sind <strong>und</strong> dass die vorliegenden Arbeiten mit wenigen Ausnahmen (Burns, Schlozman &<br />

Verba 2001; vgl. Sapiro 2003) nicht über ausreichendes Datenmaterial verfügen. So sinnvoll <strong>und</strong><br />

erhellend qualitative Arbeiten sind, welche den Großteil der vorliegenden Forschung ausmachen,<br />

die Übertragbarkeit der Ergebnisse ist begrenzt. Paneldaten, die auch eine Analyse der Effekte der<br />

familialen Sozialisation in langfristige Perspektive ermöglichen ebenso wie die Analyse der Effekte<br />

von Partner- <strong>und</strong> Elternschaften in Hinblick auf Rollentransitionen <strong>und</strong> zur Verfügung stehende<br />

Ressourcen wären dringend notwendig, liegen aber nicht vor (Carrol 1989, 331).<br />

5.2.4 Feministische Kritik am Bef<strong>und</strong> des Gender Gap politischer Partizipation<br />

Der Bef<strong>und</strong> des Gender Gaps politischer Partizipation wurde von feministischen Positionen aus mit<br />

unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen kommentiert <strong>und</strong> kritisiert (vgl. Geißel & Penrose 2003;<br />

Fuchs 2006). Früh wurde Kritik an der fehlenden Thematisierung geschlechtsbezogener Fragestellungen<br />

in der Politikwissenschaft geäußert (Sapiro 1983, 3; Conover 1988). Das pointiert als generelle<br />

<strong>Geschlecht</strong>sblindheit dargestellte Defizit hat sich sowohl durch feministische Forschungsansätze<br />

als auch durch eine gestiegene Aufmerksamkeit innerhalb des Mainstreams der Sozialwissenschaft<br />

im Laufe der Zeit gewandelt (vgl. Westle 2001, 134).<br />

Ein weiterer Kritikpunkt, der sich an diese Position anschließt, interpretiert den Bef<strong>und</strong> des Gender<br />

Gaps als die Zuschreibung eines negativ konnotierten Defizits, das die Partizipationsforschung den<br />

<strong>Frauen</strong> zuschreibt (Kulke 2002; Fuchs 2006). Diese Zuschreibung eines weiblichen Defizits wird in<br />

der feministischen Forschung auf ein Verständnis politischer Partizipation im Mainstream der Politikwissenschaft<br />

zurückgeführt, dass auf einem „engeren, ‚männlich’ geprägten, traditionellen, auf<br />

Institutionen bezogenen Politikbegriff “ beruhe (Meyer 1992, 8; vgl. Bütow 1994b). Eine Annahme<br />

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