26.12.2013 Aufrufe

Wahlverhalten älterer Frauen. Alter, Geschlecht und ... - KOBRA

Wahlverhalten älterer Frauen. Alter, Geschlecht und ... - KOBRA

Wahlverhalten älterer Frauen. Alter, Geschlecht und ... - KOBRA

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

In zwei Fällen tritt mit dem Tod des Mannes eine Veränderung der Stimmabgabe ein. Bei der Interpretation<br />

eines kausalen Zusammenhangs zwischen Verwitwung <strong>und</strong> dem beschriebenen Wandel<br />

ist allerdings Vorsicht angebracht. In beiden Fällen handelt es sich um politisch interessierte Wechselwählerinnen.<br />

Frau Krüger (NW1), die sich zwar als FDP-Anhängerin charakterisiert, berichtet in einem Nachgespräch<br />

ausführlich über Diskussionen mit ihrem verstorbenen Mann über die „richtige“ Abgabe der<br />

Zweitstimme. Während ihr Mann ausschließlich der FDP seine Stimme gab, wählte Frau Krüger<br />

öfters die CDU. Nach dem Tod des Mannes hat Frau Krüger ausschließlich die CDU gewählt. Das<br />

Stimmverhalten von Frau Meier ändert sich mit dem Tod ihres Mannes auf B<strong>und</strong>esebene.<br />

KS1_2 (135)<br />

FRAU MEIER: Ach, das ist äh äh Augenblick, mein Mann ist 15 Jahre tot <strong>und</strong> danach<br />

habe ich eigentlich immer SPD gewählt.<br />

INTERVIEWER: Haben Sie vorher schon mal SPD gewählt, als<br />

FRAU MEIER: Nee.<br />

INTERVIEWER: ihr Mann noch gelebt hat?<br />

FRAU MEIER: Nee, nee, da hab ich immer CDU gewählt gehabt.<br />

Die Befragte selbst sieht keinen Zusammenhang zwischen dem Wandel <strong>und</strong> dem Tod des Mannes,<br />

sondern führt diesen auf ihre Bewertung der Leistung der CDU zurück.<br />

Bei den beiden beschriebenen Gr<strong>und</strong>typen von Politik in der Partnerschaft „Gleichberechtigte Diskussion“<br />

<strong>und</strong> „Geregelte Gemeinsamkeit“ sind gr<strong>und</strong>sätzliche Ähnlichkeiten feststellbar. Diese lassen<br />

sich mit einer dem Datenmaterial geschuldeten Vorsicht als langfristiger Angleichungsprozess<br />

beziehungsweise klare Aufgabenteilung beschreiben. Dieser Prozess <strong>und</strong> damit der Einfluss des<br />

Partners muss nicht mit der Verwitwung beendet sein. Vorstellbar <strong>und</strong> in einigen Fällen in den Voroder<br />

Nachgesprächen deutlich artikuliert ist, dass ein innerer Dialog mit dem Partner über Dinge<br />

des Alltags weiterhin stattfinden kann. Der Partner kann so auch über seinen Tod hinweg als innerer<br />

Dialogpartner weiterhin ein spezifischer Referent im Sinne der Theory of Reasoned Action im<br />

politischen Entscheidungsprozess bleiben.<br />

10.3.7 Kinder <strong>und</strong> Enkelkinder<br />

Die eigenen Kinder <strong>und</strong> Enkelkinder zählen nicht zu den klassischen Sozialisationsinstanzen, sondern<br />

werden eher der Lebenslage zugeordnet. Jedoch ist ihnen ein zweifacher Effekt in der lebenslangen<br />

Sozialisation nicht abzusprechen (vgl. Herlyn 1981). Zum einen hat die Sorge um Kinder<br />

einen Einfluss auf die Wahrnehmung von politischen Problemen. Die Elternrolle bedeutet eine Erweiterung<br />

des Erfahrungsspektrums <strong>und</strong> eine Auseinandersetzung mit neuen Themen sowie möglicherweise<br />

einen Wandel der als wichtig wahrgenommenen Issues. Zum anderen ist Sozialisation<br />

immer ein wechselseitiger Prozess, was zur Folge hat, dass bei der Erziehung von Kindern gleichzeitig<br />

Einflüsse <strong>und</strong> Wirkungen auf die Eltern nicht ausbleiben. Insbesondere mit älteren Kindern<br />

195

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!