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Wahlverhalten älterer Frauen. Alter, Geschlecht und ... - KOBRA

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schen <strong>Frauen</strong>b<strong>und</strong>es. Als Wählerin tendiert sie eindeutig zur CDU, bevorzugt aber Schröder als<br />

Kanzler <strong>und</strong> würde eine Schwarz-Grüne Koalition favorisieren. Politik ist für Frau Neumann aber<br />

eindeutig ein Nebenaspekt des Lebens, für den sie sich weder interessiert noch emotional daran<br />

beteiligt.<br />

Die Atmosphäre während des Interviews ist fre<strong>und</strong>lich, aber von der ungewohnten Kommunikationssituation<br />

geprägt. Trotz ihres politischen Desinteresses antwortet Frau Neumann flüssig <strong>und</strong><br />

selbstbewusst, dies tritt insbesondere im narrativen Teil deutlich zu Tage.<br />

Während des Gesprächs, das in einer Sitzecke des Heims stattfand, war eine Mitarbeiterin der Einrichtung<br />

anwesend. Dies hat sich meines Erachtens nicht negativ auf das Gespräch ausgewirkt,<br />

sondern die Mitarbeiterin wurde von Frau Neumann eher als zusätzliche erwünschte Zuhörerin<br />

aufgefasst. Die narrative Phase des Interviews enthebt Frau Neumann deutlich spürbar von der<br />

Last, in einer ungewohnten Kommunikationssituation Erwartungen genügen zu müssen. Sie nutzt<br />

diesen Teil zum „Operettenerzählen“. Nach dem anschließenden Interview erscheint Frau Neumann<br />

erneut, um dem Interviewer <strong>und</strong> den anwesenden Mitarbeitern des Heims einige Fotos zu<br />

zeigen, die aus ihrer Zeit als Nachrichtenhelferin stammen. Zum Zeitpunkt der zweiten Interviewwelle<br />

ist Frau Neumann wegen Demenz nicht mehr befragbar.<br />

9.17 Erfurt 7 Frau Wolf<br />

Frau Wolf wurde Jahrgang 1913 in einem Dorf in der Nähe von Leipzig geboren. Ihr Vater war<br />

Werkmeister <strong>und</strong> ihre Mutter Hausfrau. Sie ist das jüngste von sechs Kindern. An die Geburtsjahre<br />

<strong>und</strong> die Berufe ihrer Geschwister kann sich die Befragte nicht erinnern. Sie selbst hat nach der<br />

Volksschule eine Ausbildung als Verkäuferin abgeschlossen <strong>und</strong> bis 1968 in dem Beruf zunächst in<br />

einem Warenhaus, später in einer Fleischerei gearbeitet. Frau Wolf heiratete 1932 einen Wollsortierer,<br />

der 1971 verstarb. Kurz nach der Heirat wurde der einzige Sohn, geboren, der Berufssoldat<br />

wurde.<br />

Frau Wolf war nie Mitglied einer Kirche. Während ihrer Berufstätigkeit war sie Mitglied beim<br />

FDGB. Sie ist politisch nicht interessiert <strong>und</strong> beschreibt Politik sowohl in ihrer Herkunftsfamilie wie<br />

später in ihrer Ehe als Männersache. Ihr Vater war SPD-Anhänger, ebenso ihr Mann der später SED-<br />

Mitglied wurde. Frau Wolf gibt im Interview an, immer die SPD zu wählen <strong>und</strong> auch bei jeder Wahl<br />

wählen zu gehen. Bei der Nachbefragung gibt sie an nicht wählen gegangen zu sein, weil nicht wie<br />

erwartet die Möglichkeit bestand, ihre Stimme im Altenheim abzugeben.<br />

Das Interview mit Frau Wolf wurde in einem Aufenthaltsbereich in dem Altenheim durchgeführt.<br />

Frau Wolf weißt deutliche altersbedingte Beeinträchtigungen des kognitiven Leistungsvermögens<br />

auf, die vor allem bei den Erinnerungsfragen auffallen. Folge war eine Überforderung durch die<br />

Situation des Interviews, die zudem durch die zeitweise Anwesenheit von Mitarbeitern der Einrichtung<br />

<strong>und</strong> das Tonband verstärkt wurde. Dies hat zu einem kurzen Antwortverhalten ohne narrative<br />

Phasen geführt. Um die Befragte nicht zusätzlich zu verunsichern, wurde auf zu eindringliches<br />

Nachfragen verzichtet. Aufgr<strong>und</strong> der langsamen Sprechgeschwindigkeit <strong>und</strong> den Hörproblemen der<br />

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