Wahlverhalten älterer Frauen. Alter, Geschlecht und ... - KOBRA
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Vermittlung von Normen <strong>und</strong> Verhaltenserwartungen einen potentiell gleichförmigeren Einfluss<br />
dar. Sowohl in den Inhalten der explizit politischen Bildung wie auch in den „heimlichen Lehrplänen“<br />
ist die Funktion die Weitergabe staatlich festgelegter Erziehungsziele (vgl. Kandzora 1996).<br />
Die ideologische Gr<strong>und</strong>legung <strong>und</strong> die Verhaltensnormen schulischer Sozialisation sind über inhaltsanalytische<br />
Zugänge vergleichsweise leicht zu ermitteln. Unklar bleibt in welcher Form diese<br />
Sozialisationsziele erreicht werden <strong>und</strong> wie sich diese im Wechselspiel mit anderen Sozialisationsinstanzen<br />
verhält.<br />
Die politische Sozialisation in der Gleichaltrigengruppe stellt in großen Teilen ein nicht systematisch<br />
bearbeitetes Feld dar. Sünker (2002, 437) stellt in der Literatur Einigkeit über die Annahme<br />
fest, dass politische Sozialisation eher durch familiale Einflüsse <strong>und</strong> das Milieu, aber auch daran<br />
angrenzende Bereiche wie lebensstilbezogene Werte <strong>und</strong> Normen eher durch die Gleichaltrigengruppe<br />
bewirkt werden. Hopf <strong>und</strong> Hopf (1997,162) heben hervor, dass für Eltern <strong>und</strong> Gleichaltrige<br />
andere Themenbereiche von Bedeutung sind. Sie gehen von einem synergetischen Effekt von<br />
Gleichaltrigengruppe <strong>und</strong> Eltern aus <strong>und</strong> dass davon ein schlechtes Verhältnis zu den Eltern die<br />
Peerkontakte von Jugendlichen wichtiger werden lässt, wodurch ein Ausgleich der Wirkung der<br />
Sozialisationsinstanzen erfolgt.<br />
In der Perspektive der lebenslangen politischen Sozialisation ist es bedeutsam wie plausibel, dass<br />
Jugendliche, wenn sie älter oder in höheren Ausbildungsstufen sind, stärker von den politischen<br />
Orientierungen ihrer Eltern abweichen (Geißler 1996, 59). Die Übernahme neuer Rollen, neuer<br />
Erfahrungen <strong>und</strong> die Wahrnehmung eigener Kompetenzen sind als ursächlich für dieses Phänomen<br />
anzusehen. In diesem Kontext ist auch der Wandel der Kontakte zu Gleichaltrigen im Lebensverlauf<br />
von Bedeutung. Während bei jüngeren Jugendlichen die Gleichaltrigenkontakte eine Ergänzung zu<br />
den Eltern darstellen, gewinnen diese an Bedeutung. Mit dem Hinzukommen einer Berufsrolle reduziert<br />
sich die Bedeutung der Gleichaltrigenkontakte (Steinkamp 1981). Auch die Art <strong>und</strong> Qualität<br />
der Gleichaltrigenkontakte unterliegt im Lebensverlauf einem Wandel <strong>und</strong> steht in Wechselwirkung<br />
mit der Familie (Hopf & Hopf 1997,161). Wenn feste Paarbeziehungen dauerhaft eingegangen<br />
werden, stellen diese oft den wesentlichen Bezug unter den Gleichaltrigenkontakten dar. Der Bef<strong>und</strong><br />
der Homogenität von politischen Einstellungen in Paarbeziehungen ist vielfach bestätigt (vgl.<br />
Geißler 1996, 55). In der Perspektive der Instanzen politischer Sozialisation im Lebensverlauf kann<br />
die Paarbeziehung als bisher unterschätzt angesehen werden. Dies ist von Bedeutung, da im Vergleich<br />
von Eltern-Kind <strong>und</strong> ehelichen Paarbeziehungen zwischen Eltern <strong>und</strong> Kindern deutlich mehr<br />
Unterschiede als zwischen Ehepartnern vorliegen (Geißler 1996, 56; vgl. Jennings & Niemi 1981).<br />
Diese Unterschiede resultieren nicht nur aus der Partnerwahl bei der die Ähnlichkeit in Werten<br />
<strong>und</strong> politischen Einstellungen oder auch vermittelt in Milieu oder im Lebensstil präferiert werden<br />
<strong>und</strong> wahrscheinlicher sind, sondern auch durch Anpassungsprozesse zwischen den Partnern, die<br />
Unterschiede homogenisieren. In frühen Studien wurde per se angenommen, dass solche Anpassungsprozesse<br />
vom Mann zur Frau erfolgen (vgl. Sapiro 1983, 59). Empirisch ließ sich eine solche<br />
Einseitigkeit der Konversion nicht bestätigen (Cutler & Steckenrieder 1989, 73). Mit dem Wandel<br />
der Gleichaltrigenbeziehungen findet parallel durch die Übernahme von Berufsrollen ein weiterer<br />
Wandel statt (Steinkamp 1981), der mit einer zunehmenden Stabilität der Einflüsse einhergeht.<br />
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