Wahlverhalten älterer Frauen. Alter, Geschlecht und ... - KOBRA
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Das Konzept vertritt die Gr<strong>und</strong>annahme, dass <strong>Alter</strong>n ein heterogener Prozess mit hoher interindividueller<br />
Variabilität ist, der normal, optimal oder pathologisch (z.B. bei Beeinträchtigung durch<br />
Demenz) erfolgen kann. Menschen haben nach diesem Konzept latente kognitive Reserven, welche<br />
unter normalen Lebensumständen nicht verwendet werden <strong>und</strong> im höheren <strong>Alter</strong> abnehmen. Darüber<br />
hinaus verliert der Mensch im Laufe des Lebens Kapazitäten fluider Intelligenz, worunter<br />
„cognitive mechanics“ (Baltes 1993, vgl. Baltes 1999) verstanden werden, die durch Training verbessert<br />
werden können. Ein Ausgleich kann durch erfahrungsbasierte, „kristallisierte“ Intelligenz<br />
(„cognitive pragmatics“) erfolgen. Dies bedeutet eine Aufwertung von Wissen <strong>und</strong> Erfahrung im<br />
höheren Lebensalter (Baltes 1993, 584f.). Eine weitere paradigmatische Gr<strong>und</strong>annahme des<br />
Ansatzes geht davon aus, dass das Selbst als wesentliches psychologisches Element im <strong>Alter</strong> formbar<br />
bleibt: “Processes of self-construction and self-transformation in the old age, then, are another<br />
domain in which the pragmatics of the aging mind exhibit their potential, not unlike the area of<br />
wisdom” (Baltes 1993, 592).<br />
Zudem wird <strong>Alter</strong>n hier als ein Wandel in der Dynamik von Vor- <strong>und</strong> Nachteilen verschiedener<br />
Handlungsalternativen beschrieben, wobei sich möglicherweise eine rapide Veränderung der Balance<br />
von Vor- <strong>und</strong> Nachteilen einstellt (Fre<strong>und</strong> & Baltes 2007, 239). Die Theorie der Selektion,<br />
Optimierung <strong>und</strong> Kompensation hat den Anspruch eine Theorie des erfolgreichen <strong>Alter</strong>ns zu sein.<br />
Dies wird wiederum als erfolgreiche Entwicklung verstanden wird, die die Maximierung von Vorteilen<br />
bei gleichzeitiger Minimierung von Nachteilen umfasst. <strong>Alter</strong>n wird also als Prozess verstanden,<br />
der sich über selektive Optimierung durch Kompensation charakterisiert (Baltes & Baltes<br />
1990; Baltes 1996; Baltes & Carstensen 1999). Die drei Elemente der Selektion, Optimierung <strong>und</strong><br />
Kompensation stehen miteinander in einer Wechselbeziehung (Fre<strong>und</strong> & Baltes 2007, 239), wobei<br />
der Anteil der jeweiligen Elemente im <strong>Alter</strong>nsprozess veränderlich ist (ebd., 242). Das Element der<br />
Selektion bedeutet, die Fokussierung auf eine Teilmenge möglicher Entwicklungsbereiche oder<br />
Lebensbereiche. Selektion beinhaltet die Entwicklung, Auswahl, Gewichtung <strong>und</strong> Kontextualisierung<br />
von Zielen eines Individuums im jeweiligen Lebenskontext <strong>und</strong> nach dessen subjektiven Verpflichtungen<br />
gegenüber dieser Ziele (Fre<strong>und</strong> 2007, 374). Das Moment der Optimierung bezeichnet<br />
den Prozess der Zielverfolgung durch den Einsatz oder Erwerb von Fertigkeiten <strong>und</strong> Ressourcen<br />
um die individuell angestrebten Ziele erreichen zu können.<br />
Die Kompensation umfasst Formen des Umgangs mit dem Verlust von Fähigkeiten <strong>und</strong> Ressourcen,<br />
sowie alternativer Wege der Zielerreichung (Baltes & Baltes 1990, 21f.; Baltes 1996, 92f.; Baltes &<br />
Carstensen 1999).<br />
Erfolgreiches <strong>Alter</strong>n beinhaltet eine Anpassung an die Herausforderung eine „verlustbasierte Selektion“<br />
der Ziele zu entwickeln (vgl. Fre<strong>und</strong> 2007, 375; Kühnem<strong>und</strong> 2001, 29), da (möglicherweise<br />
abrupt) abnehmende Ressourcen zur Verfügung stehen. Empirisch wurden zwei Strukturen der<br />
Selektion im <strong>Alter</strong> ermittelt: Die Selbstbegrenzung auf weniger Ziele <strong>und</strong> die Fokussierung auf zentrale<br />
Ziele, welche mit ähnlichen Zielen verb<strong>und</strong>en sind. Als Strategie für erfolgreiches <strong>Alter</strong>n ist die<br />
Fokussierung auf „goals that facialiate each other“ besser geeignet (Fre<strong>und</strong> & Baltes 2007, 248; vgl.<br />
Fre<strong>und</strong> 2007).<br />
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