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Hörspiel. Form und Funktion.

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Die Ausdrucksmittel<br />

Die Sprache<br />

Wenn Roger PRADALIL 1951 in seinem Buch » L'Art radio phonique« vom R<strong>und</strong>funk nicht<br />

eine getreue Übertragung (transmission), sondern eine Transposition fordert, deren<br />

Aufgabe es sein soll, die Allusion der Wirklichkeit« zu schaffen, so denkt er zunächst an<br />

die Wirklichkeit um uns. Aber auch die Wirklichkeit in uns <strong>und</strong> sehr oft nur diese allein gilt<br />

es zu erschließen. Der Autor stellt dafür sein Manuskript zur Verfügung, die Sprecher<br />

machen daraus nach den Weisungen des Spielleiters ein akustisches Ereignis, das im<br />

Hörer zum Erlebnis werden soll. Durch sie erfolgt erst die Transposition. Das Werk des<br />

Autors ist weitgehend auf Wortfolgen aufgebaut, die das Auge liest <strong>und</strong> die dem<br />

aufnehmenden Geist Sinnzusammenhänge, inneres <strong>und</strong> äußeres Geschehen<br />

erschließen. Erst die Sprecher aber machen die Worte zur Sprache, weil zur Sprache, will<br />

sie als solche erlebt werden, die Stimme gehört. Sie erst erschließt dem Hörer, was an<br />

Klangmöglichkeit, an begrifflichem <strong>und</strong> an Bildgehalt, vor allem aber an Geist <strong>und</strong> Seele<br />

Bewegendem <strong>und</strong> Erregendem nach Mitteilung drängt. Was sich durch die lebendige<br />

Menschenstimme nicht in eine höhere <strong>und</strong> totalere Wirklichkeit empor steigern läßt, ist<br />

»Verlautbarung« ohne Beziehung zum Laut, ist totale Schreibe, die zum Mitdenken<br />

anregen, aber kein Erlebnis auslösen, keine Erschütterung hervorrufen, nicht kathartisch<br />

wirken kann. Weil beim Anhören eines Funkspiels als einer reinen »Zeitgestalt« (nach<br />

Armin P.FRANK) kein Zurückblättern möglich ist, muß jeder Augenblick der<br />

sprecherischen Transposition so ganz mit innerer Spannung gefüllt sein, daß ein<br />

Höchstmaß von Wirkung vom Wort ausgeht <strong>und</strong> daß der Hörer »mitgeht«, das heißt, daß<br />

»es« ihn weitertreibt, als ob sein eigenes Schicksal sich in dem des vom Sprecher<br />

glaubhaft gemachten fremden Schicksals vollzöge.<br />

Tonfall <strong>und</strong> Klangfarbe einer Stimme, das natürliche Temperament des Sprechers, sein<br />

inneres Verhältnis zum Gehalt <strong>und</strong> zur sprachlichen <strong>Form</strong> seiner Textvorlage, aber auch<br />

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