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Hörspiel. Form und Funktion.

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publizistischen Rahmen, der immer wieder die filmisch erregende Handlung durchbricht,<br />

bald durch die Reportage über eine Modenschau, bald durch einen Querschnitt durch alle<br />

möglichen gleichzeitigen Ereignisse, der in rhythmisch gefaßte Absätze aufgeteilt ist, die<br />

stereotyp beginnen: »Zur selben Zeit.«<br />

Es gibt auch Spiele, die überhaupt keine Handlung haben, sondern im reportagemäßig<br />

gebündelten Nebeneinander knapp skizzierter Schicksale bestehen, die schließlich auf<br />

eine Person bezogen werden, der die Träger dieses Schicksals begegnet sind, ohne daß<br />

irgend etwas in ihr vorging. Im Hörer aber soll durch das Nebeneinander eine Reaktion<br />

ausgelöst werden. Das früheste Beispiel für diesen Typ ist Heinz HUBERS 1952<br />

entstandene hörszenische Reportage »12 Uhr 2 Minuten 14 Sek<strong>und</strong>en«.<br />

Die Grenze zum Feature wird überschritten, wo Spielhandlung mit gestelltem Hörbericht<br />

vermengt wird wie in Jean THIBAUDEAUs halb realistischem, halb surrealistischem<br />

Stimmungsspiel »Der Zirkus«, in dem außer Publikum, Kinder- <strong>und</strong> Tierstimmen noch<br />

zahllose Einzelstimmen fast pointillistisch eingesetzt sind, darunter Sprecher <strong>und</strong><br />

Sprecherinnen, Ansager <strong>und</strong> Ansagerinnen, die sich immer zwischendurch an den Hörer<br />

wenden <strong>und</strong> den Rahmen des vielschichtigen Geschehens durchbrechen. Nicht jedes<br />

Spiel, in dem ein Reporter vorkommt, ist eine szenische Reportage. Ließe sich diese<br />

Figur aus dem Handlungsablauf herauslösen, ohne daß dieser an Verständlichkeit oder<br />

Eigenart einbüßte, so könnte man nicht von einem Reportagespiel sprechen. Identifiziert<br />

sich der Reporter mit der Hörerschaft oder mit einem Teil derselben, etwa mit den<br />

Durchschnittshörern, so wird er als gleichwertiger Kollege etwa des Sportreporters<br />

empf<strong>und</strong>en <strong>und</strong> hilft das Interesse am Spiel steigern.<br />

Das epische <strong>Hörspiel</strong><br />

Das epische <strong>Hörspiel</strong> ist der Bericht einer vergangenen, erinnerten Handlung. Gehört zum<br />

hörszenischen Reportagespiel der Reporter in unterschiedlichen Masken, der die Dinge<br />

vorwärtstreibt <strong>und</strong> aktualisiert, so lebt das epische <strong>Hörspiel</strong> von der Mitwirkung des<br />

Erzählers, der entweder mehr weiß als wir oder mehr als die handelnden Personen oder<br />

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