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Der Leiter einer <strong>Hörspiel</strong>abteilung rechnet mit einer Reihe von Gegebenheiten, die sich<br />
zum Teil aus der Gesamtplanung ergeben, die als Ergebnis einer sorgfältigen<br />
Abstimmung aller Programminhalte aufeinander <strong>und</strong> auf die unterschiedlichen<br />
Bedürfnisse verschiedener Hörerschichten <strong>und</strong> -gruppen von den Abteilungsleitern unter<br />
dem Vorsitz des Programmdirektors erarbeitet wird. Da ist zunächst die Zahl der<br />
<strong>Hörspiel</strong>sendungen, im Jahr, im Monat, in der Woche, dann ihre Plazierung im<br />
Tagesprogramm, die durchschnittliche Dauer einer Sendung <strong>und</strong> die Gewichtverteilung<br />
zwischen den verschiedenen <strong>Hörspiel</strong>typen, die unterschiedlichen Hörerwartungen<br />
entsprechen <strong>und</strong> dennoch im Schnitt einen Planungswillen verraten sollen, auch wenn<br />
man sich in den Funkhäusern klar darüber ist, daß kein Hörer vom Gesamtangebot an<br />
Spielen Gebrauch machen kann. Der Planungswille ist vor allem gerichtet auf literarische<br />
Qualität quer durch die Schwierigkeitsgrade, auf Berücksichtigung der wichtigsten<br />
Erscheinungsformen der literarischen Entwicklung, ferner auf ein gewisses Maß von<br />
Aktualität der ausgewählten Stoffe oder Sujets, denn der Hörer erwartet sich<br />
Auseinandersetzung mit zeitwichtigen Situationen, Spannungen <strong>und</strong> Problemen auch in<br />
künstlerischer <strong>Form</strong>, also keineswegs nur im Bericht <strong>und</strong> Kommentar des Zeitfunks.<br />
Schließlich achtet der Planungswille des Abteilungsleiters auch auf die Einbeziehung von<br />
Werken, die den Hörer mit den Lebensformen, dem Denken <strong>und</strong> der Gefühlswelt anderer<br />
Völker bekannt machen, ohne lehrhaft zu wirken.<br />
Der Dramaturg hilft dem Abteilungsleiter bei der Auswahl der <strong>Hörspiel</strong>e. Darüber hinaus<br />
ist seine vornehmste Aufgabe die Zusammenarbeit mit dem Autor. Wohl gibt es Spiele,<br />
die keines Eingriffs bedürfen <strong>und</strong> so, wie sie sind, »in die Produktion gehen können«.<br />
Sehr oft aber sind Retuschen nötig, kleine Einfügungen zur Verdeutlichung eines<br />
Vorgangs oder eines Übergangs, Umstellungen, bisweilen sogar tiefgreifende<br />
Strukturänderungen. Es kommt vor, daß die Figur eines Erzählers hinzu erf<strong>und</strong>en werden<br />
muß, um einem Spielgeschehen die nötige Plastizität zu geben. Auch<br />
Rahmenhandlungen können sich als nötig erweisen, Montagen zur Verdeutlichung eines<br />
Schauplatzes. Oft wandert ein Manuskript mehrmals zwischen dem Autor <strong>und</strong> dem<br />
Dramaturgen hin <strong>und</strong> her. Im Idealfall wird auch der Spielleiter ins Gespräch gezogen,<br />
weil er ja doch am besten weiß, was sich aus einer Wortpartitur für den Hörer<br />
herausholen läßt.<br />
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