28.02.2014 Aufrufe

Hörspiel. Form und Funktion.

Hörspiel. Form und Funktion.

Hörspiel. Form und Funktion.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

http://www.mediaculture-online.de<br />

Der Hinweis auf das Neben- <strong>und</strong> Ineinander verschiedener Wirklichkeitsebenen, wie es<br />

vor allem bei Beckett <strong>und</strong> Eich zu finden ist, erinnert uns nur daran, daß dies Spiel auf<br />

verschiedenen Ebenen keineswegs an solche Effekte geb<strong>und</strong>en ist, sondern durch<br />

Veränderung der Raumakustik oder verfremdende Musik volle Plastizität gewinnen kann.<br />

Möglich ist, daß man mit der Zeit für jene akustischen Erscheinungen, die weder Sprache<br />

noch Musik sind, einen anderen, neutraleren Sammelbegriff prägt, der weniger mit<br />

Assoziationen belastet ist als das Wort »Geräusch«.<br />

Jeder Raum hat seine besondere Akustik. Das fällt uns beim Theater, beim Film <strong>und</strong> beim<br />

Fernsehen freilich nicht so sehr auf wie beim Hörfunk, wo diese Akustik, neben<br />

raumandeutenden Stellen im Text, das einzige Mittel sind, ,um dem Hörer eine<br />

Raumvorstellung zu vermitteln. Beim Theater liegt die Schwierigkeit, die freilich vom<br />

Publikum nur selten empf<strong>und</strong>en wird, darin, daß man zwar durch Veränderungen im<br />

Szenenbau größere <strong>und</strong> kleinere Raumgebilde vortäuschen kann, daß aber jeder Raum<br />

als Umgrenzung der Spielfläche nach vorne offen ist <strong>und</strong> akustisch mit dem<br />

Zuschauerraum zu einer Einheit verschmilzt. Ferner besteht die Raumumgrenzung meist<br />

nicht aus festem Material, an dem der Schall sich bricht, sondern aus leichten<br />

Holzrahmen, die mit Leinwand oder Pappe bezogen sind. Beim Film <strong>und</strong> beim Fernsehen,<br />

dessen Spiele seit Jahren zum größeren Teil auch schon in Filmstudios einstudiert <strong>und</strong><br />

aufgenommen werden, fällt das akustische Mitschwingen eines Zuschauerraumes weg,<br />

aber das Studio hat eine Eigenakustik, genau wie ein Bühnenhaus, die von seiner Größe,<br />

der Beschaffenheit seiner Wände <strong>und</strong> dem Material, der Menge <strong>und</strong> Gestalt seiner<br />

jeweiligen Einbauten abhängt. Die starke Inanspruchnahme des Auges durch die<br />

szenischen Vorgänge läßt im übrigen das zusätzliche Charakteristikum der Raumakustik<br />

in vielen Fällen entbehrlich erscheinen. Eine Ausnahme bildet die raumlose Akustik, wie<br />

sie etwa der Prolog im Himmel in Goethes » Faust« vorschreibt. Die Raumlosigkeit auf<br />

der Bühne wird gerne durch verstärkten Hall vorgetäuscht, den man durch größtmögliche<br />

Entgrenzung der Szene <strong>und</strong> besondere Plazierung der Sprecher, tief im Hintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />

erhöht durch Podeste, zu erzeugen pflegt. Beim <strong>Hörspiel</strong> läßt sich die Differenzierung der<br />

akustischen Räume viel leichter <strong>und</strong> sinnfälliger bewerkstelligen, <strong>und</strong> zwar ebenso im<br />

reinen Stimmenspiel wie im realistischen Spiel mit gekennzeichneten Schauplätzen.<br />

137

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!