28.02.2014 Aufrufe

Hörspiel. Form und Funktion.

Hörspiel. Form und Funktion.

Hörspiel. Form und Funktion.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

http://www.mediaculture-online.de<br />

Gleichzeitigkeit von Entstehung <strong>und</strong> Erlebnis bringe uns die psychologische Erkenntnis,<br />

daß die Kongruenz von Ereignis <strong>und</strong> Betrachtung, von Sendung <strong>und</strong> Empfang bestimmte<br />

seelische Gr<strong>und</strong>einstellungen bewirke.<br />

Gleich dem <strong>Hörspiel</strong> ist auch das Fernsehspiel nicht in Akte eingeteilt, sondern in Phasen<br />

gegliedert. Es faßt den Stoff zusammen. Dies wird besonders deutlich bei<br />

Klassikerbearbeitungen wie der von Schillers Wallenstein durch Oliver Storz im Frühjahr<br />

1962. Die gebändigte Sprache <strong>und</strong> das einfache, jedem Chargieren abholde Spiel hat das<br />

gute Fernsehspiel mit dem <strong>Hörspiel</strong> ebenso gemeinsam wie die Unmöglichkeit, sich durch<br />

die Flucht ins Kostüm zu helfen.<br />

Ursprünglich nahm man auf die Größe der Bildschirme gebührend Rücksicht, bevorzugte<br />

die Großaufnahme, beschränkte den szenischen Aufwand auf ein Minimum, betonte die<br />

Intimität in Bildwirkung <strong>und</strong> Tongebung <strong>und</strong> distanzierte sich im gleichen Maße vom<br />

Spielfilm, wie man sich in der Tendenz zur kleinen <strong>Form</strong> <strong>und</strong> zum Primat des Wortes dem<br />

<strong>Hörspiel</strong> näherte. Rudolf SELLNERS »Wozzek«-Einstudierung war ein Musterbeispiel für<br />

diese dramaturgische Konzeption. Heute ist der Trennungsstrich zum Film großenteils<br />

verwischt <strong>und</strong> das Maßstäbliche bagatellisiert aus dem Bestreben, es dem Film<br />

gleichzutun, statt das Eigengesetzliche stärker herauszuarbeiten.<br />

1956 prophezeite Manfred HÄBERLIN das baldige Ende des <strong>Hörspiel</strong>s kraft der größeren<br />

Faszination des Bildes, obwohl er bereits erkannt hatte, daß das <strong>Hörspiel</strong> gegenüber dem<br />

Fernsehspiel, das damals noch live gesendet wurde <strong>und</strong> keine Montage kannte, der<br />

Phantasie des Autors <strong>und</strong> des Publikums einen größeren Spielraum biete.<br />

Fest steht, daß das <strong>Hörspiel</strong> überall dort das Fernsehen nicht zu fürchten haben wird, wo<br />

Bildwirkung keine Rolle spielt, wo es inneres Geschehen transparent macht <strong>und</strong> frei<br />

geworden ist von der auch nur gedanklichen oder phantasiemäßigen Bindung an äußere<br />

Vorgänge.<br />

Dem Hör- <strong>und</strong> dem Sehfunk gemeinsam ist die Schnitt-, Blende- <strong>und</strong> Montagetechnik, mit<br />

dem Film hat das Fernsehen überdies Fahrt <strong>und</strong> Schwenk als Methoden des Blick-, Orts<strong>und</strong><br />

Zeitwechsels der Spielhandlung gemeinsam.<br />

52

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!