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Nun bleibt nicht alles, was einmal als Glied einer Kette aus dem Raum- <strong>und</strong> Zeitlosen in<br />
die Zeitfolge akustischer Wahrnehmung für flüchtige Augenblicke emporgehoben wurde,<br />
dem Hörer nun auch gegenwärtig, wie das Drum <strong>und</strong> Dran <strong>und</strong> Insgesamt eines<br />
szenischen Vorgangs ihm präsent bleibt. Hier aber kann besonders beim realistischen<br />
Spiel das Geräusch die äußere Situation immer dann <strong>und</strong> dort wieder kurz in Erinnerung<br />
bringen, wo es als Movens oder Ingrediens des Spielgeschehens von Bedeutung ist. Es<br />
lange Zeit unverändert gleichsam als Hintergr<strong>und</strong> stehen zu lassen, ist ebenso sinnlos<br />
wie die unveränderte Beibehaltung einer Hintergr<strong>und</strong>musik, sinnlos, weil eben ein,<br />
Hintergr<strong>und</strong> Bestandteil eines Verweilenden, simultan <strong>und</strong> nicht sukzessiv Gegenwärtigen<br />
ist.<br />
Hat man im ersten R<strong>und</strong>funkjahrzehnt echte Geräusche im Studio mit oft primitiven Mitteln<br />
imitiert, so ist man später dazu übergegangen, umfangreiche Geräuschphonotheken<br />
anzulegen. Sie reichen vom Gewittersturm bis zum Revolverschuß, vom dahinrasenden<br />
Auto oder Moped bis zum startenden Düsenflugzeug, von der,rollenden Equipage bis zur<br />
knarrend sich schließenden Tür, vom prasselnden Feuer <strong>und</strong> rauschenden Meer oder<br />
Strom bis zum Säuglingsgeschrei, H<strong>und</strong>egebell, Tigerfauchen <strong>und</strong> Vogelgezwitscher. All<br />
das <strong>und</strong> noch viel mehr kann für eine Spielhandlung in irgendeinem Sinne für Augenblicke<br />
Bedeutung gewinnen.<br />
Natürlich hat die Perfektion dieser akustischen Requisitenkammer etwas Verlockendes,<br />
besonders wenn sie, wie heute allgemein üblich, durch die Annehmlichkeiten eines<br />
<strong>Hörspiel</strong>komplexes ergänzt wird. In ihm sind Räume von unterschiedlicher Akustik -<br />
Kammer, holzgetäfelte Trinkstube, Wohnraum, Saal, Halle, Kircheninneres, freier Platz,<br />
Straße - teils durch wenige Griff e, teils auf Gr<strong>und</strong> ihrer konstanten Beschaffenheit, zum<br />
Teil aber auch durch kleine akustische Kniffe glaubhaft zu machen. Hinzu kommen Böden<br />
mit unterschiedlichem Belag - Holz, Erde, Sand, Kiesel, Stein, Eisenplatten, praktikable<br />
Türen, Fenster, Treppen, Altane, Brunnen, Wasserleitungen <strong>und</strong> Fontänen. Diese<br />
Hilfsmittel werden freilich für den Hörer nur erkennbar, wenn die Darsteller oder an ihrer<br />
Stelle ein Inspizient sich ihrer bedienen.<br />
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