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Hörspiel. Form und Funktion.

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wallisischen Seestädtchens, mehrere sonst unbeteiligte Stimmen, neben denen der<br />

namentlich Genannten, zum Bild gehörenden Personen, immer wieder direkt an den<br />

Hörer.<br />

Bertolt BRECHT (» Das Verhör des Lukullus «, 1952) setzt statt einer Überleitung ganz<br />

einfach Zwischentitel, die plakativ gesprochen werden, aber auch durch eine Pause<br />

ersetzt werden können: Schneller Ausklang <strong>und</strong> Rückkehr des Alltags / In den<br />

Lesebüchern / Das Begräbnis.<br />

»Das Opfer Helena« (1960) von Wolfgang HILDESHEIMER spielt auf zwei akustischen<br />

Ebenen. In der ersten erscheint Helena als Erzählerin, raumlos. Die zweite ist das Spiel<br />

mit dem jeweils entsprechenden Hintergr<strong>und</strong>. Zu Beginn des als zeitlos charakterisierten<br />

Spiels begrüßt Helena die Hörer <strong>und</strong> korrigiert Kommentatorin ihres eigenen Schicksals,<br />

das landläufige Bild vom Trojanischen Krieg, um den Anteil der später agierenden<br />

Personen, auch ihren eigenen, an der Kriegsschuld zu betonen. Dann kündigt sie ein Bild<br />

von ihrem Gemahl Menelaos an, <strong>und</strong> schon hören wir seine Ansprache an die Männer<br />

von Sparta. Auch später wird der Hörer direkt angesprochen.<br />

Günter EICH wechselt in »Die Andere <strong>und</strong> ich« (1952) zwischen raumloser <strong>und</strong><br />

Raumakustik, die oft noch von Geräuschen erfüllt ist. In anderen Spielen setzt er Räume<br />

unterschiedlicher Akustik gegeneinander, oder er trennt sie durch eine Pause.<br />

Der gleichen Technik bedient sich Erwin WICKERT. Fred von HOERSCHELMANN<br />

blendet eine Akustik aus <strong>und</strong> führt gerne durch Geräusche in das neue Milieu ein.<br />

Heinrich BÖLL (»Zu Tee bei Dr. Borsig«, 1955) stellt hohe Anforderungen an Regisseur,<br />

Toningenieur <strong>und</strong> Hörer, wenn er folgenden Übergang vorschreibt:<br />

(Dialogende. Lautes Lachen dicht am Mikrophon, dann ganz ausblenden)<br />

(Etwa vom 5. Stock eines Hauses aus sind durchs offene Fenster die Geräusche eines<br />

Bahnhofs zu hören, der dem Haus gegenüberliegt. Durch den Straßenlärm hindurch, der<br />

gedämpft hinaufklingt, hört man hin <strong>und</strong> wieder die Stimme eines Ansagers im Bahnhof als<br />

monotones Gemurmel.)<br />

Robert: (spricht aus dem Hintergr<strong>und</strong> des Zimmers, wo er auf dem Bett liegt) Ich weiß nicht ...<br />

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