28.02.2014 Aufrufe

Hörspiel. Form und Funktion.

Hörspiel. Form und Funktion.

Hörspiel. Form und Funktion.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

gehandhabt, zu keinem befriedigenden Ergebnis führen, wenn nicht einige<br />

Voraussetzungen erfüllt sind, die nichts mit der Apparatur zu tun haben.<br />

http://www.mediaculture-online.de<br />

Zunächst muß der Regisseur so ausgewählt sein, daß man die Gewißheit hat, er findet<br />

einen künstlerischen Zugang zu der ihm übertragenen Aufgabe. Es gibt vorzügliche<br />

Spielleiter für realistische Spiele, die beim Stimmenspiel versagen. Es gibt Spezialisten für<br />

Klassiker, von denen man keinen glaubhaften lbsenstil erwarten kann. Es gibt<br />

Avantgardisten, die auch dort mit Verfremdungskünsten arbeiten, wo sie fehl am Platze<br />

sind. Es gibt musikalische <strong>und</strong> unmusikalische, lyrische, epische <strong>und</strong> dramatische, betont<br />

sachliche <strong>und</strong> dem Un- <strong>und</strong> Überwirklichen verpflichtete Regisseure <strong>und</strong> schließlich<br />

solche, die auf dem Instrument R<strong>und</strong>funk besser zu spielen wissen als auf dem<br />

lebendigen Kernstück dieses Instruments, dem Ensemble.<br />

Die Besetzung der Rollen liegt meist beim Besetzungsbüro, das dem Oberspielleiter<br />

untersteht. Es genügt nicht, die Besetzung rollenweise vorzunehmen, denn das Verhältnis<br />

der einzelnen Stimmen zueinander ist mindestens so wichtig wie der Charakter der<br />

Einzelstimme.<br />

Auf der Schaubühne läßt sich. durch Kostüm <strong>und</strong> Maske manches ausgleichen, was im<br />

<strong>Hörspiel</strong> fehlschlägt, wenn man sich in der Wahl des körperseelischen Typs für die rein<br />

akustische Interpretation einer Hauptrolle vergriffen hat <strong>und</strong> eine falsche Klangfarbe,<br />

einen nicht passenden Tonfall, eine unerwünschte Dynamik in Kauf nehmen zu können<br />

glaubt. Was für die Regisseurtypen gesagt wurde, gilt genauso auch für die<br />

Sprechertypen. Zudem macht sich bei den neuerdings überwiegend vom Theater oder<br />

Film ausgeliehenen Sprechern der Einfluß der anderen Medien immer wieder störend<br />

bemerkbar. Die Einschmelzung aller Impulse, die das Wort aus Mimik <strong>und</strong> Geste<br />

empfängt, in die sprecherische Leistung gelingt vielen an sich vorzüglichen Sprechern so<br />

wenig wie die Umstellung vom frei entfalteten Raumton auf den gebändigten Studioton mit<br />

seiner Steigerung ins Piano <strong>und</strong> Pianissimo <strong>und</strong> seiner sublimen Dynamik, seinen<br />

rhythmischen Feinheiten <strong>und</strong> seiner Fähigkeit, das Raum- <strong>und</strong> Zeitlose als einen Wert<br />

<strong>und</strong> nicht als Mangel empfinden zu lassen. Vor allem aber ist es wichtig, daß der<br />

Regisseur bei der Besetzung des Mit- <strong>und</strong> Gegeneinander der Stimmcharaktere das<br />

akustische Gesamtbild stets im Auge behält <strong>und</strong> lieber auf die Mitwirkung eines<br />

235

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!