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gehandhabt, zu keinem befriedigenden Ergebnis führen, wenn nicht einige<br />
Voraussetzungen erfüllt sind, die nichts mit der Apparatur zu tun haben.<br />
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Zunächst muß der Regisseur so ausgewählt sein, daß man die Gewißheit hat, er findet<br />
einen künstlerischen Zugang zu der ihm übertragenen Aufgabe. Es gibt vorzügliche<br />
Spielleiter für realistische Spiele, die beim Stimmenspiel versagen. Es gibt Spezialisten für<br />
Klassiker, von denen man keinen glaubhaften lbsenstil erwarten kann. Es gibt<br />
Avantgardisten, die auch dort mit Verfremdungskünsten arbeiten, wo sie fehl am Platze<br />
sind. Es gibt musikalische <strong>und</strong> unmusikalische, lyrische, epische <strong>und</strong> dramatische, betont<br />
sachliche <strong>und</strong> dem Un- <strong>und</strong> Überwirklichen verpflichtete Regisseure <strong>und</strong> schließlich<br />
solche, die auf dem Instrument R<strong>und</strong>funk besser zu spielen wissen als auf dem<br />
lebendigen Kernstück dieses Instruments, dem Ensemble.<br />
Die Besetzung der Rollen liegt meist beim Besetzungsbüro, das dem Oberspielleiter<br />
untersteht. Es genügt nicht, die Besetzung rollenweise vorzunehmen, denn das Verhältnis<br />
der einzelnen Stimmen zueinander ist mindestens so wichtig wie der Charakter der<br />
Einzelstimme.<br />
Auf der Schaubühne läßt sich. durch Kostüm <strong>und</strong> Maske manches ausgleichen, was im<br />
<strong>Hörspiel</strong> fehlschlägt, wenn man sich in der Wahl des körperseelischen Typs für die rein<br />
akustische Interpretation einer Hauptrolle vergriffen hat <strong>und</strong> eine falsche Klangfarbe,<br />
einen nicht passenden Tonfall, eine unerwünschte Dynamik in Kauf nehmen zu können<br />
glaubt. Was für die Regisseurtypen gesagt wurde, gilt genauso auch für die<br />
Sprechertypen. Zudem macht sich bei den neuerdings überwiegend vom Theater oder<br />
Film ausgeliehenen Sprechern der Einfluß der anderen Medien immer wieder störend<br />
bemerkbar. Die Einschmelzung aller Impulse, die das Wort aus Mimik <strong>und</strong> Geste<br />
empfängt, in die sprecherische Leistung gelingt vielen an sich vorzüglichen Sprechern so<br />
wenig wie die Umstellung vom frei entfalteten Raumton auf den gebändigten Studioton mit<br />
seiner Steigerung ins Piano <strong>und</strong> Pianissimo <strong>und</strong> seiner sublimen Dynamik, seinen<br />
rhythmischen Feinheiten <strong>und</strong> seiner Fähigkeit, das Raum- <strong>und</strong> Zeitlose als einen Wert<br />
<strong>und</strong> nicht als Mangel empfinden zu lassen. Vor allem aber ist es wichtig, daß der<br />
Regisseur bei der Besetzung des Mit- <strong>und</strong> Gegeneinander der Stimmcharaktere das<br />
akustische Gesamtbild stets im Auge behält <strong>und</strong> lieber auf die Mitwirkung eines<br />
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