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Hörspiel. Form und Funktion.

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Genau so plötzlich vollzieht sich der Sprung von der Polizeiwache zum Büro der<br />

Schiffahrtslinie: Der Polizeileutnant gibt sich mit Ignas Erklärung, die verzweifelt nach den<br />

Spuren ihrer Mutter sucht, nicht zufrieden.<br />

Leutnant: Verzeihung, wir nehmen uns einen Wagen <strong>und</strong> sind in wenigen Minuten bei der<br />

Südamerikalinie.<br />

Igna: Ich danke Ihnen.<br />

(Worauf das Büro mit seinem Stimmengewirr eingeblendet wird.)<br />

Stimmen (einblendend)<br />

Rothe überspringt konsequent aussageschwache Zwischenglieder <strong>und</strong> nimmt außer der<br />

Blende den Schnitt vorweg, zur Zeit der Live-Einstudierungen aller <strong>Hörspiel</strong>e, durch<br />

bloßen Wechsel der Raumakustik oder auch nur des Mikrophons. Der Raum- <strong>und</strong><br />

Situationswechsel wird nur durch Worte verdeutlicht, nicht etwa zusätzlich durch<br />

Geräusche.<br />

Die Verknappung der einzelnen Situationen <strong>und</strong> ihre schnittartige Aneinanderfügung führt<br />

zu einem Tempo des Ablaufs, das vielen frühen <strong>Hörspiel</strong>en eigen ist. Hans REHBERG<br />

zum Beispiel schrieb in dieser <strong>Form</strong> 1936 sein Spiel »Suez« <strong>und</strong> vor allem seine<br />

radiophonischen Hohenzollerndramen.<br />

Erwin WICKERTS »Alkestis« (1951) besteht stellenweise aus einem dichtmaschigen Netz<br />

von Überblendungen <strong>und</strong> Einblendungen, das nur durch regelrechte Montage zu<br />

bewerkstelligen ist.<br />

»Die Heimkehr« von Peter HIRCHE (1955) schafft den Übergang aus dem realen Dialog<br />

in das Phantasieren der Sterbenden:<br />

Schwester: (die eine Spritze gab) Das nimmt die Schmerzen weg.<br />

Ruth: (das Bewußtsein schwindet) Das nimmt ... weg. Mich ...O nehmt mich mit, tragt mich<br />

davon ...<br />

Schwester: So, <strong>und</strong> jetzt ...<br />

Ruth: (flüsternd) Tragt mich weg ... weg ... weg ...<br />

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