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Hörspiel. Form und Funktion.

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Ganz ähnlich verfährt auch Horst MÖNNICH in seinem Spiel »Die jubiläumsschrift«<br />

(1952), nur fügt er zu numerierten Szenenansagen zwecks deutlicherer Unterteilung noch<br />

grelle Musikakkorde hinzu. Auch Mattias BRAUNS <strong>Hörspiel</strong> »Ein Haus in der Sonne«<br />

(1953) arbeitet mit sprechenden Zwischentiteln.<br />

Auch zum Wechsel der akustischen Ebene bietet der Phasenwechsel Gelegenheit; so hat<br />

Hans Christian BRANNER sein Spiel »Regen in der Nacht« (1959) in sieben Gespräche<br />

aufgeteilt.<br />

Die Weiterführung von Phase zu Phase kann auf ganz verschiedene Weise erfolgen. Das<br />

älteste <strong>und</strong> am meisten gebrauchte dramaturgische Hilfsmittel ist die Zwischenansage,<br />

die entweder ganz sachlich, durch einen neutralen Sprecher oder durch einen Erzähler<br />

geschehen kann, der Anteil nimmt an dem Geschehen, vielleicht sogar zugleich auch<br />

handelnde Person ist.<br />

»Jasons letzte Nacht« von Marie Luise KASCHNITZ (1962) ist in 28 Szenen gegliedert.<br />

Die erste Szene gibt einen knappen Umriß des Status quo aus Kinderm<strong>und</strong>. Die zweite<br />

Szene führt Jason selbst im Gespräch mit seinem alten Schiff Argo ein, die dritte bringt<br />

eine Rückblende in Jasons Kindheit. Und nun folgen in regelmäßigem Wechsel<br />

Gespräche des Alten mit dem Schiff <strong>und</strong> Rückblenden. Argo gibt anfangs noch einen<br />

knappen Kommentar, später aber redet Jason allein. Im Rückblick spricht er mit der<br />

Stimme des jungen Jason, <strong>und</strong> zuletzt verliert sich seine Rede in eine Traumvision von<br />

glücklicher Heimkehr mit dem Goldenen Vlies. Die Gespräche Jasons mit Argo<br />

kommentieren die in epischer Folge aufgegliederten Dialoge des Spiels. Sie führen weiter,<br />

indem sie das Dargestellte jeweils abschließen.<br />

Der Aufbau des Kaschnitz-<strong>Hörspiel</strong>s »Hotel Paradiso« (1957) nähert sich dem Gefüge<br />

einer musikalischen Komposition. Eine Sprecherin entwirft das Bild einer straßenreichen<br />

Landschaft am Mittelmeer. Ein Sprecher kündigt »ein Spiel der Phantasie« an, »gestützt<br />

auf ein paar Gerüchte <strong>und</strong> Begegnungen, auf eine ganz bestimmte Erfahrung, die<br />

Erfahrung zweier Menschen, die für ein paar St<strong>und</strong>en die große Straße verlassen haben«.<br />

Dann erzählt er von einer Kapelle, an deren Außenmauer eine Tafel eingelassen ist, die<br />

fünf Namen verunglückter Teilnehmer einer Autobusreise nennt. Sprecher <strong>und</strong> Sprecherin<br />

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