28.02.2014 Aufrufe

Hörspiel. Form und Funktion.

Hörspiel. Form und Funktion.

Hörspiel. Form und Funktion.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

http://www.mediaculture-online.de<br />

Bandrolle schon 4,6 Kilogramm, die Rolle mit einem 20-Minuten-Band gar 12 Kilogramm<br />

wog <strong>und</strong> 500 Mark kostete, waren der praktischen Verwendung des magnetisierten<br />

Stahldrahtes enge Grenzen gesetzt <strong>und</strong> man kam erst weiter, als ein Außenseiter, Fritz<br />

Pfleumer, 1929 ein Patent anmeldete, das in Bälde die Sendetechnik des deutschen <strong>und</strong><br />

Jahre später auch des ausländischen R<strong>und</strong>funks revolutionieren sollte. ein Patent auf das<br />

»Magnetophon«. Dieser neuartige Tonträger war ein hauchdünnes Zelluloseband, das mit<br />

einer magnetisierbaren Schicht bestrichen <strong>und</strong> durchsetzt war. Ein 20-Minuten-Band<br />

kostete nur 20 Mark <strong>und</strong> wog 62o Gramm. Aus ihm konnte man Sätze, Wörter, ja einzelne<br />

Silben herausschneiden, konnte sie umstellen, konnte Phasen eines <strong>Hörspiel</strong>s wie<br />

Filmszenen aneinanderstückeln, im sogenannten Playback-Verfahren früher gesendete<br />

Teile eines Spiels in den späteren Verlauf einblenden <strong>und</strong> anderes mehr. Anfängliche<br />

technische Mängel machten die Funkleute zunächst zurückhaltend gegenüber der neuen<br />

Erfindung, bis eine öffentliche Vorführung des verbesserten Magnetophons mit<br />

Hochfrequenz-Magnetisierung im Juni 1941 durch den Leiter der RRG-Laboratorien von<br />

Braunmühl <strong>und</strong> seinen Mitarbeiter Weber Fachleute <strong>und</strong> Publikum davon überzeugte, daß<br />

das neue Gerät nicht mehr rauschte <strong>und</strong> in der Tonqualität vorzüglich war. Man<br />

verlangsamte noch die ursprüngliche Bandgeschwindigkeit von 76 Zentimetern in der<br />

Sek<strong>und</strong>e, <strong>und</strong> die Funkhäuser gingen endlich von der raumfressenden, keinerlei<br />

Manipulation gestattenden Wachsplatte zum Tonband über.<br />

Das Magnetophon hat den R<strong>und</strong>funk unabhängig gemacht von Raum <strong>und</strong> Zeit. <strong>Hörspiel</strong>e<br />

konnte man nun in Stücken aufnehmen, teils hier, teils dort, in Studios, Treppenhäusern,<br />

Korridoren, Telephonzellen, auf Straßen <strong>und</strong> Plätzen: die endgültige Phasenfolge wurde<br />

erst nach Abschluß aller Einzelaufnahmen geschnitten <strong>und</strong> montiert Nun war es sogar<br />

möglich, mit kleinsten raumakustischen Einblendungen zu operieren, unterschiedliche<br />

Räume kontrapunktisch miteinander zu koppeln <strong>und</strong> selbst den kleinsten Spielphasen<br />

ihren spezifischen Raumton zu geben, der sie als Phase erst richtig erkennbar werden<br />

ließ.<br />

139

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!