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Theaterleute den Mikrophonkünstlern den Rang abliefen. Für die Einstudierung eines<br />
einstündigen <strong>Hörspiel</strong>s brauchte man damals fünf bis sechs Proben von je zwei bis vier<br />
St<strong>und</strong>en Dauer. Mindestens eine Leseprobe <strong>und</strong> eine Probe ohne Mikrophon lagen vor<br />
der Mikrophonprobe ohne Geräusch <strong>und</strong> Musik, die in den folgenden Proben - oftmals im<br />
Studio selbst <strong>und</strong> original, mit allen möglichen Apparaturen <strong>und</strong> Musikinstrumenten -<br />
produziert wurden, doch gab es auch schon ein paar Geräusch- <strong>und</strong> Musikplatten, die aus<br />
einem besonderen Kabinett, das Sichtverbindung zur Regiezelle hatte, eingeblendet<br />
werden konnten. Die vorletzte Probe galt der Sicherung des störungslosen<br />
Gesamtablaufs, die Generalprobe duldete nur noch in ganz dringenden Fällen<br />
Unterbrechungen <strong>und</strong> Eingriffe, weil dabei auch die Sendedauer festgestellt werden<br />
mußte, die, wenn sie nicht mit der im gedruckten Programm vorgesehenen<br />
übereinstimmte, durch Streichungen oder aber durch Öffnen ursprünglicher Striche oder<br />
Verlängerung etwaiger musikalischer Überleitungen angepaßt werden mußte.<br />
Von der dritten Probe an war der Regisseur nicht mehr im Studio anwesend, sondern saß<br />
neben dem Toningenieur am Regiepult im Regieraum, während der Inspizient oder<br />
Regieassistent, heute auch Aufnahmeleiter genannt, im Studio die Einsätze des<br />
Regisseurs an die Sprecher weitergab <strong>und</strong> Geräusche produzierte, Türen <strong>und</strong> Fenster<br />
schloß, Schritte tat <strong>und</strong> die Wind- <strong>und</strong> Regenapparatur bediente. Im Einblendungsraum<br />
arbeitete ein Tontechniker auf Zeichen. Konnten bis zum völligen Übergang zur<br />
gestückelten Bandaufnahme die Sprecher ihre Rolle organisch aufbauen <strong>und</strong> bis zuletzt<br />
durchspielen, ganz wie auf dem Theater, <strong>und</strong> war schließlich die Sendung eine richtige<br />
Premiere mit Publikum, die dem Spiel die entsprechende Spannung gab, so werden heute<br />
die einzelnen Sequenzen oder Phasen ohne Bindung der Regie an die Szenenfolge so<br />
nacheinander aufgenommen, wie es der Technik am bequemsten ist. Häufig erleben vor<br />
allem die prominenteren Sprecher das Spiel kein einziges Mal als Ganzes, denn sie sind<br />
schon wieder ganz woanders, wenn der Regisseur, nachdem die Cutterin ihre Arbeit<br />
geleistet <strong>und</strong> aus den vielen Bandstücken ein abhörbares Ganzes zusammengefügt hat,<br />
schließlich das fertige Band zur abschließenden Kontrolle des Geschaffenen für sich, den<br />
Dramaturgen <strong>und</strong> den Abteilungsleiter ablaufen läßt.<br />
Eine Zeitlang glaubte man auf die Sichtverbindung zwischen Regieraum <strong>und</strong> Studio<br />
verzichten <strong>und</strong> die Probenverständigung auf Kommandolautsprecher <strong>und</strong> Lichtsignale<br />
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