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Hörspiel. Form und Funktion.

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Um das Jahr 1950 konnten nur wenige mit den modernen Massenmedien Vertraute<br />

ahnen, daß das <strong>Hörspiel</strong> binnen kurzem Wege finden würde, auf denen es konkurrenzlos<br />

bleiben dürfte, auch wenn Film <strong>und</strong> Fernsehen im Bezirk der Darstellung <strong>und</strong><br />

Durchleuchtung innerseelischer Vorgänge erstaunliche Fortschritte gemacht haben <strong>und</strong><br />

noch immer machen. Es konnte auch niemand voraussehen, daß <strong>und</strong> wie rasch die<br />

Produktionstechnik des Fernsehens sich der des Films angleichen würde, so daß heute<br />

zwischen Fernsehfilm <strong>und</strong> Fernsehspiel - vom Aufnahmeverfahren abgesehen - kaum<br />

mehr ein Unterschied besteht. Das <strong>Hörspiel</strong> aber ist schon ein wenig früher, im Banne der<br />

Blende, des Schnitts <strong>und</strong> der Montage <strong>und</strong> im Interesse einer wohl überschätzten<br />

Perfektion von der Live-Sendung zur stückweisen Produktion übergegangen, so daß<br />

heute beide Medien nur noch im Rahmen der Übermittlung aktuellen Geschehens, <strong>und</strong><br />

auch dort schon lange nicht mehr so häufig wie noch vor wenigen Jahren, ihrem Publikum<br />

das Gefühl des unmittelbaren Dabeiseins geben.<br />

1951 warnte Franz KOCH im Hinblick auf den eben erst erfolgten Wiederbeginn der<br />

deutschen Fernseharbeit vor der inzwischen Wirklichkeit gewordenen Tendenz, alles<br />

sichtbar zu machen, so daß Sprache, Ton <strong>und</strong> Musik wie in einem Kino der Stummfilmzeit<br />

nur Begleitung, Untermalung würden. Außerdem hat man so viele Spielfilme in das<br />

Fernsehprogramm hereingenommen, daß die lange bekämpfte Meinung vieler<br />

Gerätebesitzer, das Fernsehen sei ganz einfach ein Heimkino, durch diese Tatsachen<br />

bestätigt schien.<br />

Damit aber erleichtert man dem <strong>Hörspiel</strong> die Weiterexistenz, die zu gleicher Zeit von<br />

amerikanischen Meinungsforschern auf Gr<strong>und</strong> von Hörerbefragungen bezweifelt wird.<br />

Leider hat auch ein Dichter, der selbst nicht wußte, wie nahe er seinem ganzen Wesen<br />

nach dem Hörfunk verb<strong>und</strong>en war, Jean COCTEAU, den R<strong>und</strong>funk als den Prolog des<br />

Fernsehens bezeichnet mit der Begründung: »Wer wird noch in Blindenschrift lesen<br />

wollen, wenn er Augen zum Sehen mitbekommen hat?«<br />

René CLAIR sah anfangs der fünziger Jahre im Fernsehen lediglich ein anderes Mittel,<br />

um Filme wiederzugeben. Er bezeichnete jede abweichende Auffassung als<br />

Taschenspielerei, obwohl damals auch für das Fernsehspiel noch der Einwand galt, die<br />

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