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Hörspiel. Form und Funktion.

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Eduard Reinachers Funkdichtung »Der Narr mit der Hacke«, <strong>und</strong> wo sie wie dort zu der<br />

Handlung gehören, sind sie natürlich legitime Bestandteile des Spiels.<br />

Der Kontakt mit der lebendigen Natur bedarf auch auf der Bühne nicht unbedingt der<br />

Bildunterstützung. Licht <strong>und</strong> bisweilen Geräusche - Wind, Sturm, Hagel, Donner,<br />

Vogelstimmen - erzeugen die etwa erstrebte Illusion, wo die Kraft des Dichterwortes nicht<br />

hinreicht. Dem <strong>Hörspiel</strong> stehen, vom Licht abgesehen, die gleichen Hilfsmittel zu Gebote.<br />

Das Licht aber kann <strong>und</strong> soll aus dem Wort leuchten. Ort <strong>und</strong> Zeit sind bei den<br />

Zeitkünsten Korrelate.<br />

Die im Theater entwickelte klassische Einheit von Ort <strong>und</strong> Zeit widerstrebt dem <strong>Hörspiel</strong><br />

nicht. Doch ist das freie Spiel mit der Ort- <strong>und</strong> Zeitlosigkeit als anderes Extrem sogar ein<br />

besonderer Vorzug des neueren, konsequenten Funkspiels. Die Klassiker nehmen Zeit<br />

<strong>und</strong> Raum nur als Rahmen für die Handlung, die nicht nur entstofflicht, sondern auch<br />

entgegenwärtigt ist. Die Zeiterstreckung im geschlossenen Drama ist beschränkt, der<br />

Zeitfluß ebenmäßig. Die besondere Zeitqualität der einzelnen Szenen tritt zurück.<br />

In den letzten Jahren hat sich die Bühne, mit unter der Einwirkung des HÖRSPIELS - von<br />

BORCHERT bis HILDESHEIMER -, von ihren Überlieferungen gelöst <strong>und</strong> einen<br />

erstaunlichen Prozeß der Entmaterialisierung des szenischen Vorganges <strong>und</strong> der<br />

Entpersönlichung der Rollenträger (Ionescos »Stühle«!) eingeleitet. So gilt auch nicht<br />

absolut, sondern immer nur im großen Ganzen für das Verhältnis Schauspiel-<strong>Hörspiel</strong>:<br />

Das echte Schauspiel ist nicht lösbar vom Mimus, von der Spielfläche, vom kommenden<br />

<strong>und</strong> gehenden Licht, von der Symbolkraft sichtbarer Farben <strong>und</strong> <strong>Form</strong>en, vom Fluidum<br />

zwischen Bühne <strong>und</strong> Zuschauerraum, von der Spannung, die ihr sichtbares<br />

Zusammenspiel auslöst, von der Untrennbarkeit des Gesprochenen vom Agierten, vom<br />

Stimulans der Zäsuren, der großen (Vorhang) <strong>und</strong> der kleinen Szenenwechsel (offener<br />

Szenenwechsel; momentane Verdunkelung mit Beleuchtungswechsel), <strong>und</strong> es steht <strong>und</strong><br />

fällt mit dem Direktkontakt zwischen Bühne <strong>und</strong> Zuschauerraum, zwischen Spieler <strong>und</strong><br />

Publikum.<br />

Das wirkliche <strong>Hörspiel</strong> nimmt die Ausdrucksmöglichkeiten des Mimischen in den Dialog<br />

hinein, der dadurch oft etwas Monologisches gewinnt. Es setzt die künstlerisch<br />

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