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die Übertragung von Sportereignissen, so wissen wir noch nicht, worin nun eigentlich sein<br />
Interesse besteht, wie weit es reicht, wodurch es jeweils ausgelöst wird <strong>und</strong> was von dem<br />
Gebotenen schließlich »hängenbleibt« <strong>und</strong> eingeht in die Merkwelt des Hörers.<br />
Unterschwellig vermengt sich überdies das einzelne Hörerlebnis mit Erinnerungen an<br />
andere Programme oder Darbietungen <strong>und</strong> Publikationen anderer Medien. Ferner wird es<br />
mitbestimmt durch genotypische Gegebenheiten. Die Zusammenhänge, in die der Hörer<br />
als einzelner <strong>und</strong> als Glied einer Gruppe, einer Menge, eines Volkes, einer Völkerfamilie<br />
hineingestellt ist <strong>und</strong> auch während einer Sendung bleibt, bestimmen mit sein Erlebnis<br />
<strong>und</strong> sein Verhalten gegenüber dem Gesamtphänomen R<strong>und</strong>funk. Eine zukünftige<br />
Hörercharakteristik müßte ablesbar werden aus Art, Zahl <strong>und</strong> Stellung der gehabten<br />
Erfahrungen zueinander. Dazu muß bemerkt werden, daß der Hörer gemeinhin nur solche<br />
Erfahrungen in sich aufnimmt, für deren Wert er offen ist. Es gilt zu unterscheiden<br />
zwischen Primärerfahrungen, die die ursprünglichen <strong>und</strong> Sek<strong>und</strong>ärerfahrungen, die die<br />
sozialisierten Bedürfnisse berücksichtigen, bei denen sich die Gr<strong>und</strong>bedürfnisse<br />
angepaßt haben an Recht, Sitte <strong>und</strong> Konvention.<br />
Das R<strong>und</strong>funkprogramm geht nun leider, schon durch seine Zusammensetzung aus<br />
Information <strong>und</strong> Darbietungen, als Sek<strong>und</strong>ärerfahrung in den Hörer ein. Es weckt<br />
Bedürfnisse <strong>und</strong> Instinkte, bahnt Gewohnheiten den Weg, um so gründlicher, je mehr<br />
Ansatzpunkte es beim Hörer vorfindet, etwa solche Instinkte, die durch sogenannte<br />
»Auslöser« wie Melodien, Kernsprüche, Kampfparolen, Slogans, einprägsame Witzworte<br />
in Gang gesetzt werden.<br />
Gerhard MALETZKE vom Hans-Bredow-Institut der Universität Hamburg hat die<br />
Programmbedürfnisse der Jugendlichen im Jahre 1959 untersucht <strong>und</strong> festgestellt, daß<br />
hier das <strong>Hörspiel</strong> - ohne daß gesagt wird, welcher Art - mit 26 Prozent Hörbeteiligung an<br />
dritter Stelle steht. Den ersten Platz nahm damals in Hamburg die Schlager- <strong>und</strong><br />
Tanzmusik mit 32 Prozent ein. Für den Sport bleiben erstaunlicherweise nur mehr 10<br />
Prozent übrig.<br />
Im Mai 1959 hat Radio Bremen eine »Woche der Jugend« durchgeführt. jugendlichen aus<br />
verschiedenen Berufskreisen <strong>und</strong> Bevölkerungsschichten wurde die Sendezeit einer<br />
Woche zur Gestaltung überlassen. Das Ergebnis unterschied sich kaum von der üblichen<br />
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