28.02.2014 Aufrufe

Hörspiel. Form und Funktion.

Hörspiel. Form und Funktion.

Hörspiel. Form und Funktion.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

http://www.mediaculture-online.de<br />

Bildungswesen, Kunstleben <strong>und</strong> Unterhaltungsbetrieb, <strong>und</strong> schließlich die Grenzen, die<br />

dem Zwiegespräch durch die Beschaffenheit des R<strong>und</strong>funks gezogen sind. Dieses<br />

Zwiegespräch ist kein wirklicher Austausch. Es findet nicht am r<strong>und</strong>en Tisch <strong>und</strong><br />

zwischen Partnern statt, die einander ins Auge blicken können <strong>und</strong> gleiches Recht zur<br />

Meinungsäußerung haben. Die R<strong>und</strong>funksendung kommt beim Hörer an, losgelöst von<br />

den Sprechern, Sängern <strong>und</strong> Instrumentalisten, die im Studio für die Hörerschaft tätig sind<br />

oder bei der Bandaufnahme tätig waren. Sie löst beim Hörer eine Resonanz <strong>und</strong> - im<br />

günstigen Falle - eine innere Auseinandersetzung mit dem Gehörten aus, ein<br />

»Zwiegespräch« also unter sehr ungleichen Voraussetzungen: kann der Hörer während<br />

<strong>und</strong> nach der Sendung sein Hörerlebnis ständig modifizieren <strong>und</strong> ergänzen, so bleibt der<br />

Gesprächsanteil des R<strong>und</strong>funks eine Konstante.<br />

Das einmal Gesprochene bleibt sein unveränderlicher Beitrag zum Gespräch. Er kann<br />

kein Mißverständnis umgehend aufklären, schon weil er es meist gar nicht erfährt. Er<br />

kann keine seiner Aussagen auf eine Frage hin nachträglich schnell ergänzen, keine<br />

<strong>Form</strong>ulierung verbessern. So hat er zwar ein ganzes Bündel Impulse beigesteuert, aber<br />

nicht zu einem Zwiegespräch im üblichen Sinne, sondern zu einem Monolog, den er<br />

ausgelöst <strong>und</strong> durch Bereitstellung geformten Gesprächsstoffs ermöglicht hat. Dieser<br />

Monolog kann nur dann wieder zum echten Gespräch werden, wenn zwei oder mehr<br />

Hörer sich im Nachhinein über das Gehörte miteinander aussprechen, oder wenn etwa im<br />

Funkhaus oder in der R<strong>und</strong>funkarbeitsgemeinschaft eines Hörerverbandes, einer<br />

Jugendgruppe, einer Schule oder Volkshochschule nach gemeinsamem Abhören eine<br />

Aussprache über die Sendung stattfindet. Richtig ist, daß eine Darbietung dann<br />

wirkungslos verpufft, wenn es weder zum inneren Monolog oder Zwiegespräch mit einem<br />

abwesenden Partner, noch zur Aussprache in einer Testgruppe kommt.<br />

Die R<strong>und</strong>funkprogramme werden von Praktikern gemacht, die in Westdeutschland bis<br />

heute nur vereinzelt <strong>und</strong> oft ohne Auswirkung auf die Programmdirektionen Kontakte<br />

aufgenommen haben zur Publizistikwissenschaft, zur Hörerforschung innerhalb dieser<br />

Wissenschaft <strong>und</strong> zum Hörer, der sich als einzelner, als vermeintlicher oder wirklicher<br />

Vertreter einer Gruppe oder gar einer Majorität beim R<strong>und</strong>funk zum Wort meldet. Viele<br />

Sendungen kommen ohne Gedanken an die Hörer zustande, vor allem auch<br />

<strong>Hörspiel</strong>sendungen; ihre Breitenwirkung ist dann minimal, weil weder der Autor noch der<br />

238

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!