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Hörspiel. Form und Funktion.

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Heinz HUBER (»Früher Schnee am Fluß«, 1953) blendet in einen inneren Monolog mit<br />

häufigem Akustikwechsel. Dialogteile als lebendig gewordene Erinnerung ein. Gerd<br />

OELSCHLEGEL (»Romeo <strong>und</strong> Julia in Berlin«, 1953) umrandet eine Phase durch<br />

schlürfende Schritte in Pantoffeln. Bei Christian BOCK (»Johann der Letzte«, 1949) deutet<br />

eine musikalische Überblendung nicht nur den Phasenwechsel, sondern nach seinen<br />

eigenen Worten auch das Verstreichen einer längeren Zeit an. Claus HUBALEK (»Der<br />

öst-westliche Diwan«, 1954) trennt zwei Phasen durch zwei Geräusche, die nicht<br />

zusammengehören können: eine ins Schloß krachende Tür <strong>und</strong> das Aufziehen eines<br />

Wekkers.<br />

Auch durch Wechsel des Tempos können Spielphasen gegeneinander abgesetzt werden.<br />

»Die Rechenaufgabe« (1957) von Jacques PERRET <strong>und</strong> Jean FOREST leitet aus dem<br />

Gespräch zwischen Onkel <strong>und</strong> Neffe beim unwirklichen Start des Pferdes Pyrrhus<br />

folgendermaßen zu den Worten des Erzählers über:<br />

Pferd: Also: bei drei geht es los ... Eins ... zwei ... drei! (wenn Pyrrhus startet, gibt es eine kleine<br />

Explosion, dann Musik: Galopp; diese Musik wird so wild, wie es der folgende Text aussagt)<br />

Erzähler: (er versucht dem Geschehen zu folgen <strong>und</strong> es zu vermitteln, aber es geht viel zu<br />

schnell, wie mit einem Zeitraffer gedreht.)<br />

Begnügt sich ein Autor beim Phasenwechsel mit der schlichten Zäsur, dem akustischen<br />

Absatz oder auch Gedankenstrich, so ist Kürze geboten. Für Spiele mit<br />

lyrischdramatischem Einschlag zieht man die Zwischenmusik vor. So setzt bei Fred VON<br />

HOERSCHELMANN (»Dichter Nebel«, 1961) das Klavierspiel des Präsidenten<br />

Einschnitte, <strong>und</strong> in Erwin WICKERTS »Alkestis« (1951) leitet je nach der Situation ein<br />

schnelles Glissando oder eine Folge heller <strong>und</strong> klarer Akkorde über. Organisch fügt sich<br />

der Spielhandlung solche Musik ein, die in Geräusch übergeht oder Gegenstand des<br />

folgenden Dialogs wird. Manchmal deutet eine Überleitungsmusik einen Orts-, Situationsoder<br />

auch Stimmungswechsel einer Person oder Personengruppe an. Harfenarpeggios<br />

eignen sich gut als akustische »Gummiblende«.<br />

In Erwin WICKERTS Spiel »Darfst Du die St<strong>und</strong>e rufen?« (1950 sagt die todgeweihte Frau<br />

Christine Ellmann zu ihrem Gatten:<br />

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