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Hörspiel. Form und Funktion.

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Jeder Mensch lebt <strong>und</strong> handelt, jeder Autor denkt <strong>und</strong> schreibt, »nach dem Gesetz, nach<br />

dem er angetreten«. jedermann nähert sich der objektiven Welt, soweit sie ihm zugänglich<br />

ist, aus anderen Vorbedingungen <strong>und</strong> erworbenen Bedingtheiten heraus. Man hat lange<br />

von einem Weltbild des einzelnen <strong>und</strong> vorab des Dichters oder des Philosophen<br />

gesprochen, aber im Wort Bild liegt das Moment des Statischen, das in unseren Tagen<br />

den Umweltbeziehungen <strong>und</strong> ebenso den Einsichten in den Gang der Geschichte bei all<br />

denen fehlt, deren geistige Existenz keine geprägten <strong>Form</strong>eln kennt, sondern aus dem<br />

inneren Mitvollzug von schwer deutbaren, tausendfach verflochtenen Vorgängen ihre<br />

Rechtfertigung, aber auch ihre Zielsetzung gewinnt. Dabei zeigt sich dann, wie<br />

unterschiedlich dieser Mitvollzug sich gestalten kann je nach den ererbten, erworbenen<br />

<strong>und</strong> durch Erfahrungen, Begegnungen <strong>und</strong> Schicksale täglich veränderten <strong>und</strong> weiter<br />

differenzierten Beschaffenheit der Vollziehenden.<br />

Unterhaltung als Spiegel der Wirklichkeit<br />

Der unkomplizierteste Typ, der uns als <strong>Hörspiel</strong>autor begegnet, ist der des<br />

anspruchslosen Unterhalters. Er kann als außengelenkter Typ <strong>und</strong> damit als Realist im<br />

vulgären Wortsinn der Meinung sein, daß sich in Rede <strong>und</strong> Gegenrede ein für die<br />

Existenz der in einer Spielhandlung dargestellten Partner entscheidender Ausschnitt aus<br />

dem Gesamt ihrer denkbaren Begegnungen darstellen lasse. In solcher verdichtenden<br />

Spiegelung eines für jedermann erkennbaren <strong>und</strong> jedermann auch deutbaren<br />

Geschehens scheint seinem eigenen Gestaltungsdrang <strong>und</strong> den Erwartungen seiner<br />

Hörer Genüge getan. Der erste Impuls wird entweder von einer der Konfliktsituationen<br />

ausgehen, wie sie in mannigfaltiger räumlicher <strong>und</strong> zeitlicher Bedingtheit sich seit<br />

Jahrtausenden dem dichterischen Gestaltungswillen anbieten, oder von einem konkreten<br />

Vorgang. Dieser kann entweder der Außenwirklichkeit entnommen oder aus literarischer,<br />

geschichtlicher, auch mythologischer Überlieferung geschöpft sein. Die Lust zu fabulieren<br />

verbindet sich dabei mit dem Drange, eine selbsterlebte Gemütsbewegung, die sich bis<br />

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