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Hörspiel. Form und Funktion.

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Das Sendespiel erhält seinen Bedarf an Musik zunächst vom Bühnenautor<br />

vorgeschrieben. Die unproblematischste <strong>Form</strong> der Sendespielmusik ist die szenisch<br />

bedingte, die Musik als Handlungsbestandteil, von den Liedern, die Amalia, Thekla <strong>und</strong><br />

die Eboli bei Schiller zur Laute singen, bis zu den Songs der »Dreigroschenoper«, von der<br />

Schlachtenmusik bei Shakespeare bis zum Gesang der barmherzigen Brüder im »Wilhelm<br />

Tell«. Hinzu kommt aber beim Sendespiel die Zwischenakts- <strong>und</strong> gelegentlich die<br />

Zwischen-szenenmusik, die die <strong>Funktion</strong> des Vorhangs übernimmt <strong>und</strong> während der -<br />

dem Theater gegenüber stark verkürzten - Pause erklingt, die beim Nurhörer im stillen<br />

Kämmerlein als Loch empf<strong>und</strong>en würde <strong>und</strong> dem Wesen des <strong>Hörspiel</strong>s widerspricht.<br />

Musikalische Vor- <strong>und</strong> Nachspiele, die auch der Schaubühne nicht ganz fremd sind <strong>und</strong><br />

noch im neunzehnten Jahrh<strong>und</strong>ert vielfach üblich waren, dienen bisweilen der<br />

Einstimmung <strong>und</strong> der abschließenden Lösung der seelischen <strong>und</strong> nervlichen Anspannung<br />

beim Hörer.<br />

In den zwanziger Jahren hat man sich oft noch mit Schallplatten beholfen <strong>und</strong><br />

infolgedessen häufig darüber diskutiert, ob <strong>und</strong> wo <strong>und</strong> wieweit es angängig sei, durch die<br />

Wiedergabe von Ausschnitten aus mehr oder minder bekannten Orchesterstücken oder<br />

Kammermusiken, die der musikalischen Untermalung oder auch schon der Erzeugung<br />

einer Gr<strong>und</strong>stimmung diente wie die gängige Filmmusik, Assoziationen zu wecken, die<br />

vorn Spiel wegführen. Auch die Gefahr einer Abwertung des Edlen durch Degradierung<br />

zur »Gebrauchsmusik« wurde erkannt <strong>und</strong> erörtert.<br />

So ging man um das Jahr 1930 herum zum Kompositionsauftrag über <strong>und</strong> beschränkte<br />

sich, oftmals verführt durch das Vorbild des Mißbrauchs, den der Spielfilm mit der Musik<br />

als Narkotikum <strong>und</strong> Stimulans treibt <strong>und</strong> trieb, keineswegs auf die genannten Partien. Man<br />

half vielmehr überall dort durch musikalische Untermalung des Dialogs oder durch<br />

aufrüttelnde Akzentsetzung nach, wo auch der Film, dessen Dialoge gemeinhin<br />

substanzärmer zu sein pflegen als die des vollwertigen Bühnenstücks oder gar des<br />

wirklichen <strong>Hörspiel</strong>s, ohne solche Anreize für unterschwellige Reaktionen nicht<br />

auskommen zu können glaubt.<br />

Natürlich gibt es Bühnenwerke, die kräftigere Dosierung der musikalischen Zutaten<br />

gestatten, »Hanneles Himmelfahrt« etwa, »Die armseligen Besenbinder« von Carl<br />

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