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Hörspiel. Form und Funktion.

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kennen, weil sie zweckgeb<strong>und</strong>en sind. Zu dieser Gruppe gehören die Spiele mit<br />

politischer, weltanschaulicher, religiöser <strong>und</strong> pädagogischer Zielsetzung. Die zweite<br />

Gruppe umfaßt die weit geringere Zahl der freien dichterischen Gestaltungen. Ihre<br />

Verfasser gehen aus von den besonderen Möglichkeiten, die ihnen das Instrument<br />

R<strong>und</strong>funk bietet. Sie haben eine Anzahl dramaturgischer Einsichten <strong>und</strong> Regeln für die<br />

Praxis entwickelt, die wahrscheinlich noch ergänzt <strong>und</strong> im einzelnen präzisiert werden<br />

können. Wollte diese Schrift vorwiegend oder gar ausschließlich Schriftstellern <strong>und</strong><br />

Dramaturgen als Wegweiser dienen, so könnte sie sich auf die Betrachtung der zweiten<br />

Gruppe von Spielen beschränken. Weil wir uns aber die Aufgabe gestellt haben, einen<br />

größeren Kreis von Fre<strong>und</strong>en des <strong>Hörspiel</strong>s mit seinen Möglichkeiten, seiner Stellung im<br />

R<strong>und</strong>funkprogramm <strong>und</strong> seinen beabsichtigten oder auch zufälligen Wirkungen, so weit<br />

wir sie kennen, bekannt zu machen, müssen wir den Gepflogenheiten der<br />

R<strong>und</strong>funkschaffenden folgen <strong>und</strong> alles in unsere Darstellung einbeziehen, was diese<br />

selbst als <strong>Hörspiel</strong> bezeichnen <strong>und</strong> was von der Hörerschaft als solches angesehen wird.<br />

Die nähere Betrachtung der Materie wird uns veranlassen, die Spiele der ersten Gruppe<br />

dem reproduktiven, die der zweite Gruppe dem produktiven R<strong>und</strong>funk zuzuordnen. Die<br />

Gr<strong>und</strong>lage des produktiven R<strong>und</strong>funks, der eigene Darbietungsformen aus der<br />

Gesetzlichkeit des Nurhörbaren entwickelt hat <strong>und</strong> wahrscheinlich in begrenzterem<br />

Umfang auch noch weiter entwickeln wird, ist die Einsicht in die Vorbedingungen des<br />

ausschließlichen Hörerlebnisses. Ein Hörbericht soll, so zum Hörer sprechen, daß dieser<br />

zum Hören angeregt wird.<br />

Beim <strong>Hörspiel</strong> ist es nicht anders. Das bedeutet aber, daß beide <strong>Form</strong>en der<br />

Erlebnisvermittlung im steten Gedanken an den Hörer erarbeitet werden sollten <strong>und</strong> daß<br />

überall dort, wo dieses Abzielen auf eine Resonanz, sei sie nun erfahrbar oder nur<br />

vermutbar, fehlt, aus der Kontaktlosigkeit Gleichgültigkeit entsteht. Daß es »den« Hörer<br />

nicht gibt, sondern nur einige für den Nachvollzug von <strong>Hörspiel</strong>en verschiedener Art<br />

fähige Teile der Gesamthörerschaft, die sich aus vielfach sich überschneidenden Gruppen<br />

von unterschiedlicher geistiger Struktur, Bildung, Konzentrationsfähigkeit, Ansprechbarkeit<br />

<strong>und</strong> Aufnahmebereitschaft zusammensetzen, ist bekannt, weniger schon, daß unter der<br />

Einwirkung des Fernsehens nach zwanzig Uhr nur noch fünf Prozent der potentiellen<br />

Hörerschaft R<strong>und</strong>funk hören.<br />

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