Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
http://www.mediaculture-online.de<br />
Erstellung einer sendereifen Aufnahme teilen. Entweder erscheint das »Spiel« dann zu<br />
gleicher St<strong>und</strong>e im Programm der Koproduzenten, oder man macht sich selbständig <strong>und</strong><br />
hält sich an seine eingeführten »<strong>Hörspiel</strong>tage«, die ein Teil der Hörerschaft kennt <strong>und</strong> in<br />
seine Freizeitplanung einbezieht.<br />
Ein Bühnenleiter hat es nur mit den Theaterstücken zu tun. Wenn sein Institut weder<br />
staatlich noch städtisch ist, läßt er ein Stück so lange spielen, bis der Kassenrapport ein<br />
spürbares Nachlassen des Interesses aufzeigt. Bedenkt man, daß die Boulevardtheater<br />
selten mehr als drei- bis vierh<strong>und</strong>ert Sitzplätze, oft sogar kaum mehr als h<strong>und</strong>ert<br />
aufweisen, so begreift man diesen Verzicht auf einen Spielplan zugunsten der<br />
Ausbeutung eines zugkräftigen Stückes. Man kann ihn allerdings nur in Großstädten<br />
wagen, die ein vieltausendköpfiges Publikum bereitstellen. Die großen Bühnen bringen<br />
alle paar Wochen eine neue Einstudierung heraus. Noch vor einem halben Jahrh<strong>und</strong>ert,<br />
als die »gängigen« Klassiker von den Vertretern der traditionellen Rollenfächer studiert<br />
sein mußten, sah ein Jahresspielplan ungleich bunter aus als heute. Damals genügten<br />
wenige Tage zur Einstudierung eines Repertoirestückes, heute wird jedes Werk<br />
wochenlang erarbeitet, weil die Tradition durch die immer neue, einmalige Interpretation<br />
des verantwortlichen Regisseurs ersetzt wird. Das Repertoirestück ist mehr <strong>und</strong> mehr teils<br />
der Ausgrabung zu Unrecht vergessener Werke, teils der Uraufführung gewichen, die für<br />
ehrgeizige Theaterleiter, Dramaturgen <strong>und</strong> Regisseure heute - im Wettlauf mit den<br />
Massenmedien Film <strong>und</strong> Fernsehen - viel verlockender ist als früher. Der R<strong>und</strong>funk muß<br />
von völlig anderen Voraussetzungen ausgehen als das Theater. Nachdem die Jahre der<br />
Direkt- oder Live-Sendung vorüber sind, kann er unabhängig von der Zeitabfolge seines<br />
Spielplans produzieren. Der materielle Aufwand ist ganz gering. Dafür stehen aber die<br />
Spieler nicht ohne weiteres zur Verfügung, denn sie müssen ihre Zeit <strong>und</strong> Arbeitskraft<br />
zersplittern <strong>und</strong> oft an ein <strong>und</strong> demselben Tag im Theater, im Filmatelier, im<br />
Fernsehstudio <strong>und</strong> im Funkhaus tätig sein, wobei dieses im Bewußtsein der Künstler<br />
meist an letzter Stelle rangiert, was oft zur Folge hat, daß Proben nachts durchgeführt<br />
werden müssen, mit ausgepumpten Sprechern, die sich durch starken Kaffee, Zigaretten<br />
<strong>und</strong> noch stärkere Stimulantien wieder aufmuntern müssen. Die Tatsache, daß die Texte<br />
nicht memoriert, sondern nur studiert werden müssen, daß Kostüm <strong>und</strong> Bühnenbild<br />
222