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Hörspiel. Form und Funktion.

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Bildfolge eingreift. In einem solchen Falle dient sie gleichsam als szenische<br />

Interpunktion.«<br />

http://www.mediaculture-online.de<br />

Eine Sache für sich ist die Musik im <strong>Hörspiel</strong>. Sie kann mitspielen, Darbietung in der<br />

Darbietung sein wie die mouse-trap im dritten Akt des »Hamlet«, das »Schauspiel im<br />

Schauspiel«.<br />

Konzertanter Gebrauch der Musik ist freilich selten. Bei Hans ROTHE (»Verwehte<br />

Spuren«) wird eine Klavieretüde von Chopin Handlungsbestandteil, Josef Martin BAUER<br />

(»Der schwarze Anzug«, 1957) läßt einen Festakt »mit einem der ach so berühmten<br />

Eröffnungsstücke« einleiten, <strong>und</strong> Dieter MEICHSNER baut eine R<strong>und</strong>funk-<br />

Konzertübertragung in sein <strong>Hörspiel</strong> »Ein Leben« (1958) ein <strong>und</strong> bringt ihren Fortgang<br />

dem Hörer immer wieder in Erinnerung.<br />

Während die meisten Autoren keine bestimmte Musik vorschreiben <strong>und</strong> oft nicht einmal<br />

ihren Charakter <strong>und</strong> Zeitstil festlegen, leitet Peter HIRCHE sein in zwei Teile mit je<br />

mehreren Nummern gegliedertes <strong>Hörspiel</strong> »Nähe des Todes« (1960) mit einer genau<br />

bezeichneten Sarabande für Laute aus dem siebzehnten Jahrh<strong>und</strong>ert ein. Später finden<br />

sich weitere Sätze aus Suiten <strong>und</strong> Partiten in die Handlung eingebaut.<br />

Dann <strong>und</strong> wann wird Radiomusik im Spiel hörbar, zum Beispiel in Friedrich<br />

DÜRRENMATTS Spiel »Stranitzky <strong>und</strong> der Nationalheld« (1952). Der Ansager, der durch<br />

das ganze Spiel führt, bald berichtend, bald kommentierend, kündigt an: »Das Radio im<br />

vierten Stock spielt den ›Tod <strong>und</strong> das Mädchen‹ von Schubert.«<br />

Wichtiger als die konzertante Musik im <strong>Hörspiel</strong>, die stets nur als Zitat tragbar ist, ist die<br />

eigentliche <strong>Hörspiel</strong>musik. Ihre Hauptfunktion ist wie beim Sendespiel die gliedernde: als<br />

Vorspiel <strong>und</strong> Nachspiel, als Zwischenspiel <strong>und</strong> als Überleitung zwischen kurzen Phasen.<br />

Bei Walter BAUER schickt der Erzähler in »Blau <strong>und</strong> rot im Regenbogen« einige<br />

präludierende Akkorde seiner Erzählung voraus. Akkorde <strong>und</strong> kleine Musiken<br />

unterbrechen auch die einzelnen Abschnitte der Erzählung oder künden einen neuen<br />

Sprecher an, der sich gelegentlich selbst einführt. Wolfgang HILDESHEIMER schickt<br />

seiner »Prinzessin Turandot« (1955) diese Bemerkung voraus:<br />

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