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Hörspiel. Form und Funktion.

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Die Theorien im Wandel ihrer Ziele<br />

Im Jahre 1958 hat der <strong>Hörspiel</strong>autor Christian FERBER dem Bayerischen R<strong>und</strong>funk für<br />

die Vorschau auf sein Sommerprogramm diese Sätze zur Verfügung gestellt:<br />

»Ich schreibe gern <strong>Hörspiel</strong>e. Unzählige formale Möglichkeiten bieten sich an, weil das <strong>Hörspiel</strong><br />

trotz allen gelehrten Abhandlungen über seine Dramaturgie keine Dramaturgie hat. Das<br />

moderne Theater hat zwar auch keine, aber dort wird sie noch verlangt.«<br />

Ferber steht nicht allein mit seinem Urteil. Der langjährige Intendant des Westdeutschen<br />

R<strong>und</strong>funks, Hanns HARTMANN, hat vor Jahren dieselbe Meinung ausgesprochen <strong>und</strong><br />

ebenso, 1954, Gottfried MÜLLER in seiner »Dramaturgie des Theaters, des <strong>Hörspiel</strong>s <strong>und</strong><br />

des Films«. Der Engländer Philip HOPE-WALLACE nennt das <strong>Hörspiel</strong> eine <strong>Form</strong> des<br />

»fiction writing«, die kein Gegenstand der Dramaturgie sei, <strong>und</strong> Spielleiter <strong>und</strong><br />

Dramaturgen denken heute noch so. Die vielerlei Quellen, aus denen das <strong>Hörspiel</strong> seit<br />

1924 gespeist wurde <strong>und</strong> zu denen als wichtigste <strong>und</strong> ergiebigste neben der äußeren <strong>und</strong><br />

inneren Erlebniswirklichkeit der Autoren das Bühnenstück <strong>und</strong> die epische Dichtung<br />

gehören, schließen allerdings - <strong>und</strong> insoweit haben die Verneiner einer eigenständigen<br />

<strong>Hörspiel</strong>dramaturgie recht - die Möglichkeit einer normativen Dramaturgie des<br />

»funkischen Spiels« aus, so daß Eckart PETERICH an gleicher Stelle wie Ferber<br />

schreiben konnte:<br />

»Die Hörbühne des R<strong>und</strong>funks vermag der klassischen Bühnendichtung ebenso gerecht zu<br />

werden wie die Schaubühne, für die sie geschrieben wurde. Was den Dichtern von Aischylos<br />

über Shakespeare <strong>und</strong> von Goethe bis zu Claudel stets als das Wichtigste galt: das Wort - <strong>und</strong><br />

mit dem Wort meist der Vers oder Reim - das kommt im R<strong>und</strong>funk oft besser zu seinem Recht<br />

als auf dem Theater.«<br />

Dennoch hat es vom ersten R<strong>und</strong>funkjahr an Überlegungen gegeben, was zu tun sei, um<br />

etwa auftretenden Mängeln einer rein akustischen Darbietungsform zu begegnen. Man<br />

kam zu dramaturgischen Thesen, die freilich lange Zeit ohne gr<strong>und</strong>sätzliche Klärung der<br />

Prämissen von traditionellen Vorstellungen <strong>und</strong> dramaturgischen Lehrsätzen<br />

ausgegangen sind, Lehrsätzen, die zunächst allesamt darauf hinausliefen, dem neuen<br />

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