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Hörspiel. Form und Funktion.

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Sendung eine Brücke schlägt vom Kommunikator zum Rezipienten. Diese Verfremdung<br />

war in der Frühzeit des R<strong>und</strong>funks ungleich größer als heute: weil die technische<br />

Entwicklung noch in den Kinderschuhen stak <strong>und</strong> die menschliche Stimme ebenso wie<br />

der Klangcharakter der meisten Musikinstrumente bis zur Unkenntlichkeit verändert<br />

wurden <strong>und</strong> weil man nur Direktsendungen kannte, denen stets etwas Improvisiertes<br />

anhaftete.<br />

Gliederung des Spielganzen<br />

Jedem Spiel, ob es auf der Bühne, auf dem Bildschirm oder nur im ortlos Akustischen,<br />

also durch die Vermittlung des Ohres im Innern des Hörers abläuft, liegt ein Vorgang<br />

zugr<strong>und</strong>e, ein außenweltlicher Geschehnisablauf. Diese Handlung stellt ein Ganzes dar,<br />

das dem Nacherleben allmählich als ein Kontinuum erkennbar wird <strong>und</strong> seinen Sinngehalt<br />

erst zum Schluß ganz zu erkennen gibt.<br />

Die schlichteste <strong>Form</strong> des Spiels ist die des durchlaufenden Monologs, der ein Dialog des<br />

Sprechers mit sich selbst, mit einem nur gedachten <strong>und</strong> in Gedanken angesprochenen<br />

Gegenspieler oder schließlich mit überpersönlichen Mächten sein kann. Er gliedert sich<br />

nicht in Geschehensabschnitte, sondern in Teile eines Denkprozesses, die aus einander<br />

resultieren. Diese <strong>Form</strong> erfordert zwar den kleinsten Apparat, dafür aber ein hohes Maß<br />

sprecherischen Könnens <strong>und</strong> darstellerischen Einfühlungsvermögens. Als Beispiele seien<br />

Hermann KESSERS frühes Monologspiel »Schwester Henriette« (1929) <strong>und</strong> Walter Erich<br />

SCHÄFERS Spiel »Die Himmelfahrt des Physikers M.N.« (1958) genannt.<br />

Häufiger begegnen wir dem durchlaufenden Dialog. Bei richtiger Wahl der Stimmen <strong>und</strong><br />

Sprechercharaktere ist ein gewisses Maß von dramatischer Spannung auch dann<br />

gewährleistet, wenn das Gespräch der Aufhellung einer gemeinsam durchstandenen oder<br />

noch zu bewältigenden Situation <strong>und</strong> nicht der Austragung eines Konfliktes gilt. Solche<br />

Dialoge schrieben Walter Erich SCHÄFER (»Spiel der Gedanken«, 1951), Joachim<br />

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