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Hörspiel. Form und Funktion.

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Eine sprachliche Abstufung gegenüber dem laufenden Dialog ergibt sich, wenn Reden,<br />

R<strong>und</strong>funkdurchsagen, Reportagefetzen, Telefonstimmen, Stimmen von Erzählern <strong>und</strong><br />

Chronisten in die Handlung eingebaut sind.<br />

Ungeübten Hörern fällt es oft schwer, die Stimmen von mehr als drei Sprechern zu<br />

unterscheiden. Dem begegnen erfahrene Autoren, indem sie in der einzelnen Phase<br />

selten mehr als drei Stimmen sich begegnen lassen. Man kann aber auch besondere<br />

Mittel der Charakterisierung anwenden. Diese können in der Ausdrucksweise der<br />

einzelnen Figur liegen, die im Text festgelegt, also ein Beitrag des Autors zur Aufhellung<br />

der »Hörszene« ist. Satzbau, Wortwahl, Milieufärbung oder Dialekt sind solche<br />

Charakteristika persönlicher Sprechweise. Sie können aber auch noch ergänzt werden<br />

durch die Arbeit des Regisseurs. Er kann typisieren, individualisieren, verfremden, durch<br />

Rhythmisierung den Stil eines <strong>Hörspiel</strong>s klarer herausarbeiten <strong>und</strong> durch Einfühlung in die<br />

Besonderheiten eines Textes Merkmale des National-, des Zeit- <strong>und</strong> des<br />

Persönlichkeitsstiles erkennbar machen. Er kann sich ferner bemühen - <strong>und</strong> das gilt vor<br />

allem für adaptierte Bühnenwerke - die Gr<strong>und</strong>haltungen des sakralen, des rationalen, des<br />

idealistischen, realistischen, naturalistischen, neuromantischen, symbolischen <strong>und</strong><br />

epischen Theaters auch im rein akustischen Kunstwerk durch sorgfältige Arbeit mit den<br />

Sprechern herauszuarbeiten.<br />

Geht es beim dramatischen <strong>Hörspiel</strong> um Rollendifferenzierung, um das Gegeneinander<br />

von Handlungsträgern, so verzichten die Autoren der nicht dramatischen Spielformen oft<br />

ganz bewußt <strong>und</strong> mit gutem Gr<strong>und</strong> auf die Herausarbeitung profilierter Charaktere.<br />

Wolfgang WEYRAUCH zum Beispiel liebt es, eine Haltung, eine Aussage, eine<br />

Erkenntnis, ein in Worte gefaßtes Schicksal so darzustellen, daß sich mehrere sprachlich<br />

nicht voneinander verschiedene Sprechrollen in die Aufgabe teilen, eine Gruppensituation<br />

von innen her glaubhaft zumachen (»Die japanischen Fischer«, 1956, »Anabasis«, 1959).<br />

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