Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
http://www.mediaculture-online.de<br />
Geräusche: Eisenbahn, Gitarre, »Kowdoyondo«, Säge, Stimme des Herrn: »Donnerwetter, das<br />
haut hin!«, Trompete, Eisengeräte <strong>und</strong> dann wieder ein schwerer Gegenstand, der zu Boden<br />
fällt.<br />
Der Verkäufer: Na, was sagen Sie dazu?<br />
Der Herr: Das scheint eine gute Wagen... Verzeihung... ich meine ein guter Wagen zu sein.<br />
Die Übergänge vom realistischen <strong>und</strong> illusionistischen zum verfremdenden Geräusch sind<br />
fließend. Das gesprochene Wort bindet es an eine im zeitlichen Ablauf dargestellte<br />
Wirklichkeit, ob diese nun gespiegelt, verdichtet, oder in unterschiedlichen Graden<br />
verfremdet gezeigt wird. Das verfremdende Geräusch wirkt stärker stilisierend als das der<br />
Außenwirklichkeit abgelauschte.<br />
Armin P. FRANK stellt als besondere Wirkungsmittel - er spricht von »Bausteinen« -<br />
neben das Geräusch den radiophonischen Effekt. Dazu zählt er die durch Frequenzfilter<br />
verzerrte menschliche Stimme, den Echoeffekt, die Wiedergabe einer Tonaufnahme mit<br />
erhöhter Geschwindigkeit, mit der man etwa das Quaken <strong>und</strong> Plärren vermenschlichter<br />
Tiergestalten verdeutlichen kann, <strong>und</strong> schließlich die zahlreichen Manipulationen, die der<br />
Pionier dieser Experimente, Pierre SCHAEFFER, mit Bandaufnahmen vornimmt, indem er<br />
diese mit verschiedenen Geschwindigkeiten neu aufnimmt, rückwärts abspielt,<br />
übereinander kopiert, durch Frequenzfilter <strong>und</strong> Echokammer schickt, schließlich schneidet<br />
<strong>und</strong> in ganz ungewöhnlichem Kontext neu zusammensetzt. Schließlich nennt Frank auch<br />
noch jene Effekte, die rein elektronische Töne als Rohmaterial verwenden <strong>und</strong> die in der<br />
Literatur als elektronische Musik von der eigentlichen musique concr&e abgesetzt<br />
werden. Er ist mit Roger CLAUSSE der Ansicht, daß der radiophonische Effekt dem<br />
<strong>Hörspiel</strong> eine neue Dimension eröffne, in der sich »ganz erstaunliche Wirkungen fast<br />
musikalischer Art aus der engen Verflechtung von Wort <strong>und</strong> stilisiertem Geräusch«<br />
ergeben, aber eben die Bezeichnung »stilisiertes Geräusch« rechtfertigt unseren Verzicht<br />
auf die Herausstellung dieser Effekte als eine besondere Gruppe radiophonischer<br />
Wirkungsmittel. Wo sie dienende <strong>Funktion</strong> haben, zählen sie zu den Geräuschen, wo sie<br />
ohne Sinngebung durch eine auf dem Wort als Sinnträger aufgebaute Gesamtform<br />
verabsolutiert werden, sind sie integrierendes Element des totalen Schallspiels, das Knilli<br />
vorschwebt.<br />
136