28.02.2014 Aufrufe

Hörspiel. Form und Funktion.

Hörspiel. Form und Funktion.

Hörspiel. Form und Funktion.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

http://www.mediaculture-online.de<br />

wegfallen <strong>und</strong> daß man bei den Proben <strong>und</strong> bei der Aufnahme ohne Publikum ist,<br />

sozusagen in Hemdsärmeln, vermindert die Spannung <strong>und</strong> Konzentration.<br />

Hinzu kommt aber die Fülle der Einstudierungen, die überhaupt keinen Vergleich zuläßt<br />

mit dem Spielplan des Theaters. Mindestens zwei Abendhörspiele pro Woche sind die<br />

Regel. Sie verteilen sich nicht einmal durchweg auf das erste <strong>und</strong> zweite Programm. Im<br />

Gegensatz zu fast allen andern Ländern, Amerika mit mehreren Tausend kommerziellen<br />

Sendern ausgenommen, arbeiten in der B<strong>und</strong>esrepublik neun Länderanstalten<br />

unabhängig voneinander. Hinzu kommen zwei Anstalten auf B<strong>und</strong>esebene, die allerdings<br />

nur je ein Programm auf Lang- <strong>und</strong> Mittel- bzw. Kurzwelle ausstrahlen.<br />

An die Stelle der ursprünglichen Planlosigkeit, der Abhängigkeit der Programmleiter vom<br />

zufälligen Angebot, das durch wenige Auftragsarbeiten ergänzt <strong>und</strong> im Bedarfsfall<br />

abger<strong>und</strong>et wurde durch Übernahmen von anderen R<strong>und</strong>funkanstalten, ist seit Beginn der<br />

zweiten Blütezeit des deutschen <strong>Hörspiel</strong>s überall die Halbjahresplanung getreten, die nur<br />

möglich wurde durch nahezu völligen Verzicht auf das freie Angebot. Allmählich ist ein<br />

Repertoire guter Originalhörspiele entstanden, auf das man immer wieder zurückgreifen<br />

kann. Durchblättert man die Programmvorschau einer beliebigen westdeutschen<br />

R<strong>und</strong>funkanstalt, so findet man seit Jahren immer häufiger ganze <strong>Hörspiel</strong>zyklen, die<br />

einem meist zeitnahen Hauptthema gewidmet sind. Indem man Sendungen aufeinander<br />

bezieht, lassen sich Zusammenhänge darstellen, Perspektiven erschließen <strong>und</strong><br />

kulturgeschichtliche Entwicklungen bewußt machen. Der Erfolg eines so gestalteten<br />

Spielplans hängt freilich ab von seiner sek<strong>und</strong>ären oder tertiären Aktualität, sek<strong>und</strong>är,<br />

wenn über tatsächlich oder angeblich Gewesenes mit klarem Gegenwartsbezug berichtet<br />

wird, wär, wenn das Einst als Mahnung oder Gleichnis für Gegenwärtiges direkt<br />

dargestellt wird.<br />

Damit rückt das <strong>Hörspiel</strong>, was seine Aufgabe im Gesamtprogramm angeht, in die Nähe<br />

der Dokumentarsendung <strong>und</strong> büßt seine Zweckfreiheit ein. Allerdings gilt das nur für<br />

einen Teil der Zyklen, zu deren Charakterisierung wir ein paar Titel nennen: »Deutsche<br />

Gegenwartsgeschichte im <strong>Hörspiel</strong>« (München); <strong>Hörspiel</strong>repertoire 1945-1960:<br />

»Zeugnisse aus unserer jüngsten Vergangenheit« (Baden-Baden); »Der Mensch<br />

zwischen Gott <strong>und</strong> Widersacher« (Stuttgart); »Der Mensch <strong>und</strong> die Gewalt« (Hamburg);<br />

223

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!