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Hörspiel. Form und Funktion.

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Man hat sich angewöhnt, so gut wie jede r<strong>und</strong>funkeigene, das heißt jede einsinnige<br />

Darbietungsform <strong>Hörspiel</strong> zu nennen, bei der das Wort Ausdruck ist eines innerseelischeu<br />

oder in Raum <strong>und</strong> Zeit sich abspielenden Geschehens zwischen den zwei Seelen in einer<br />

Brust oder zwischen mehreren Handlungsträgern. Wir begegnen in den vier ersten<br />

Jahrzehnten der deutschen R<strong>und</strong>funkentwicklung folgenden Bezeichnungen, die sich,<br />

wenn man dem Gebrauch der Dramaturgen <strong>und</strong> Spielleiter folgt, alle dem Oberbegriff<br />

<strong>Hörspiel</strong> unterordnen lassen: Schauspiel-Sendespiel, Sendespiel, Radiospiel, Funkspiel,<br />

Hörfolge, Hörfilm, Hörballade, Funkballade, Funkszene, Hörszene, Hörmontage, Hörbild,<br />

Funkkantate, Funkoratorium, Funkerzählung, Funknovelle, Monologspiel <strong>und</strong> Hörwerk,<br />

letztes mit seinen beiden Polen Spiel <strong>und</strong> Bericht, Kunstform <strong>und</strong> Zweckform. Vereinzelt<br />

las man auch noch. andere Gattungsbezeichnungen, die aber meist auf die Arbeit ihres<br />

Erfinders beschränkt geblieben sind.<br />

Allen r<strong>und</strong>funkeigenen Spielformen, ob sie nun ihr Schwergewicht im Dramatischen, im<br />

Epischen, im Lyrischen oder im freien Spiel mit den Urelementen der raumakustisch<br />

modifizierten Sprache, der Geräusche, des musikalischen Klanges, der Raumakustik <strong>und</strong><br />

der Stille haben, ist eines gemeinsam: daß ihnen diese Elemente der Gestaltung zur<br />

Verfügung stehen, gleichgültig, ob sie mit allen oder mit nur einigen arbeiten. Das<br />

Schwergewicht wird allerdings stets auf dem Wort liegen, denn die Musik ist innerhalb des<br />

Rurdfunkprogramms eine Welt für sich, <strong>und</strong> das Geräusch, naturalistisch oder stilisiert,<br />

eignet sich nicht als Mittler einer eindeutigen Aussage, obwohl man in der Frühzeit des<br />

<strong>Hörspiel</strong>s mit reinen Geräuschmontagen eifrig experimentiert hat <strong>und</strong> es den Hörern<br />

überließ, zu erraten, welcher Art die einzelnen Geräusche seien <strong>und</strong> was sie bedeuten<br />

<strong>und</strong> im akustischen Nacheinander aussagen sollten.<br />

Was im Studio gesprochen, gesungen, gespielt <strong>und</strong> an Geräusch produziert wird,<br />

unterliegt einer ganzen Reihe von Einflüssen, die über all das noch hinausreichen, was<br />

die »Produktionskette« aus der ursprünglichen Vorlage zu machen pflegt. Diese Einflüsse<br />

lassen sich durch stetige Verbesserung der Sendungs- <strong>und</strong> Empfangsverhältnisse nur bis<br />

zu einem gewissen Grade steuern. Sie erlöschen dort, wo der Hörer unkontrolliert sein<br />

Gerät ge- oder mißbraucht. Ganz allgemein kann man sagen, daß der Transporteur<br />

Technik stets bis zu einem selten genau zu bestimmenden Grade auch Transformator ist<br />

<strong>und</strong> damit ein Moment der Verfremdung in den Vorgang hineinträgt, der während der<br />

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