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Hauptmann, die Stationendramen Strindbergs oder Wedekinds »König Nicolo«, von<br />
Maeterlinck oder Claudel gar nicht zu reden, aber das Wort darf nie zurücktreten hinter<br />
der Musik, seine Tragkraft darf nicht geschwächt werden. Die Musik dient, sie führt, wo<br />
das Wort, auf der Bühne oder im Funk, regiert, kein Eigenleben.<br />
Neue Fragen wurden gestellt, als das Originalhörspiel, früh erkanntes Ziel, allmählich<br />
Wirklichkeit wurde. Im Juni 1928 hat Hans FLESCH, damals Programmchef des<br />
Südwestdeutschen R<strong>und</strong>funks in Frankfurt, auf die Frage nach der Möglichkeit eines<br />
»musikalischen R<strong>und</strong>funk Eigenkunstwerkes« die erstaunlich weitblickende Antwort<br />
gegeben: »Wir können uns heute noch keinen Begriff machen, wie diese noch<br />
ungeborene Schöpfung aussehen kann. Vielleicht ist der Ausdruck )Musik( dafür gar nicht<br />
richtig. Vielleicht wird einmal aus der Eigenart der elektrischen Schwingungen, aus ihrem<br />
Umwandlungsprozeß in akustische Wellen etwas Neues geschaffen, das wohl mit Tönen,<br />
aber nichts mit Musik zu tun hat; ebenso wie wir davon überzeugt sind, daß das <strong>Hörspiel</strong><br />
weder Theaterspiel noch Epos noch Lyrik sein wird.«<br />
Was an diesen Sätzen aufhorchen läßt, das ist die Gedankenverbindung zwischen einer<br />
mediumeigenen R<strong>und</strong>funkmusik <strong>und</strong> dem <strong>Hörspiel</strong> als wesensverwandten<br />
Zukunftsmöglichkeiten. In eben jenen Jahren entwickelte Professor TRAUTWEIN sein<br />
elektronisches Musikinstrument »Trautonium«, in dem er noch um die Mitte der fünfziger<br />
Jahre die r<strong>und</strong>funk- <strong>und</strong> vor allem die hörspielgemäße <strong>Form</strong> der klanglichen<br />
Ausdrucksmöglichkeiten sah.<br />
Wir wollen aber der Entwicklung nicht vorauseilen. Das gr<strong>und</strong>sätzlich Neue bei der<br />
eigentlichen <strong>Hörspiel</strong>musik, die dem Originalhörspiel zugeordnet ist, war die konsequente<br />
Lösung vom Vorbild der Bühnenmusik. Was blieb, war der Charakter der dienenden<br />
Musik. Gerth Wolfgang BARUCH schreibt im Fischer-Lexikon von der <strong>Hörspiel</strong>musik: »Sie<br />
kann nur wesentlich werden, wenn sie Handlungsfunktion erfüllt. Eine Musik, die das<br />
Geschehen auf filmische Weise lediglich ausschmückt oder untermalt, ist fehl am Platz.<br />
Nur wenn sie die Handlung tragen oder vertiefen hilft, wenn sie also eigene Aktionswerte<br />
oder dem Verständnis der Handlung dienende Symbolwerte besitzt, wird sie ihrem Auftrag<br />
gerecht. Eine Ausnahme ist allerdings zugelassen, <strong>und</strong> zwar dort, wo die Musik mit<br />
bestimmten leitmotivischen Zeichen, etwa bei einem Blendvorgang, gliedernd in die<br />
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