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Hörspiel. Form und Funktion.

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sein. Als Übertragungsinstrument (etwa in einer Versammlung) wirke es als Megaphon,<br />

als mechanisches Instrument bei der Schallplattenwiedergabe. Diese Unterscheidung ist<br />

neu. Da wir heute fast nur noch »live«, also von Tonträgern senden, kennen wir den<br />

R<strong>und</strong>funk nur noch als mechanisches <strong>und</strong> - weit seltener - als Übertragungsinstrument.<br />

Beide Male ist seine <strong>Funktion</strong> aber eine vermittelnde, <strong>und</strong> das war sie auch bei der<br />

<strong>Hörspiel</strong>sendung. Die Aufgabe des <strong>Hörspiel</strong>s ist nach Kolb, »uns mehr die Bewegung im<br />

Menschen, als die Menschen in Bewegung zu zeigen«. Ara <strong>Hörspiel</strong> gibt der Spieler seine<br />

Seele <strong>und</strong> nicht die Maske. Er ist ... nicht Fiesco..., sondern bleibt Zivilperson, also einer<br />

von uns.«<br />

»Die entkörperte Stimme des <strong>Hörspiel</strong>ers wird zur Stimme des eigenen Ich. Diese kennen wir<br />

als Gewissen, Mahnung, Zweifel, Hoffnung, Glaube, kurz: als Gemütsbewegungen, Wünsche<br />

<strong>und</strong> Hemmungen.«<br />

In der von dem damaligen Frankfurter Programmchef Hans Flesch empfohlenen Abkehr<br />

vor der Direktsendung, die längst allgemein üblich wurde, sah Kolb eine Gefahr. Bei dem<br />

auf Platten fixierten <strong>Hörspiel</strong> spreche der Künstler nicht mehr unmittelbar für den Hörer.<br />

Der Funk begebe sich einer Kontaktmöglichkeit, die der Film durch Großaufnahme<br />

ersetzen muß <strong>und</strong> die, fügen wir bei, das <strong>Hörspiel</strong> nicht durch Perfektion ersetzen kann.<br />

So wichtig auch für Kolb das Wort ist, er macht doch eine Einschränkung, die nicht von<br />

der Hand zu weisen ist: »Das Wort ist nicht so einprägsam wie die Stimmung, wie auch<br />

der Ton nicht so nachhaltig wirkt wie Melodie <strong>und</strong> Rhythmus. Man kann sogar von einer<br />

Fliehkraft des Wortes sprechen; denn ehe man das dichterische Wort in seiner ganzen<br />

gedanklichen Tiefe erfaßt hat, geht die Handlung weiter. Im Zuschauer bleiben zur<br />

Unterstützung des Wortes die Bilder haften, im <strong>Hörspiel</strong> muß der ganze Stimmungsgehalt<br />

im Wort <strong>und</strong> in der Stimme liegen.« Die Unterscheidung von Wort <strong>und</strong> Stimme spielt dann<br />

erst wieder 1963, bei Arnim P. Frank, eine Rolle.<br />

Am Ende der ersten Etappe der deutschen <strong>Hörspiel</strong>arbeit setzte sich der dramaturgische<br />

Mitarbeiter <strong>und</strong> fruchtbare Autor des Mitteldeutschen R<strong>und</strong>funks, Arno SCHIROKAUER,<br />

rückblickend, aber auch die eigene, empirisch gewonnene Überzeugung präzise<br />

formulierend, mit dem Wesen des <strong>Hörspiel</strong>s auseinander, das sich für ihn persönlich in<br />

einem der möglichen Typen erfüllt. So konnte er 1933, kurz vor seinem unfreiwilligen<br />

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