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einverstanden. Als Stammpublikum wurden für 1951 18 Prozent errechnet, für 1952 16<br />
Prozent <strong>und</strong> für 1953 10 Prozent. Neuere Zahlen fehlen.<br />
Im Jahre 1960 war die gesamte Bevölkerung der B<strong>und</strong>esrepublik praktisch bereits am<br />
R<strong>und</strong>funkempfang beteiligt. Das bedeutet aber ein gewaltiges Maß von Verantwortung,<br />
dem die Programmschaffenden nur gewachsen sind, wenn sie die schweren Nachteile<br />
seines potentiellen Warenhauscharakters durch bewußte <strong>und</strong> mit Wissen <strong>und</strong> bestem<br />
Willen gesteuerte Programmarbeit in den nicht der bloßen Entspannung oder der<br />
Befriedigung des Sensationsbedürfnisses gewidmeten Sparten auszugleichen vermögen.<br />
Leider heißt nun aber Hören <strong>und</strong> Sehen etwas anderes als Gehörtes <strong>und</strong> Gesehenes<br />
nach seinem Sinngehalt <strong>und</strong> in seinem künstlerischen Wert zu begreifen <strong>und</strong> zu würdigen.<br />
Weder die Zahl der im Gebrauch befindlichen, noch die der jeweils eingeschalteten<br />
Geräte verrät mehr als eine aus mancherlei Quellen gespeiste <strong>und</strong> sehr unterschiedlich<br />
intensive Neugier von Menschen gegensätzlicher Wesensart. Die Zuhörer im Saal kann<br />
man überblicken <strong>und</strong> in etwa abschätzen, wenn es nicht zu viele sind. Man kann Kontakt<br />
mit ihnen suchen <strong>und</strong>, mit einzelnen zumindest, auch finden. Mit dem R<strong>und</strong>funkhörer gibt<br />
es keine Verbindung. Man kennt ihn nicht, weiß nicht, wer gerade sein Gerät<br />
eingeschaltet hat, wie er reagiert, ob er vielleicht vorzeitig abschaltet, ob er aufmerksam<br />
oder zerstreut zuhört, ob er sich nebenher noch mit anderen Dingen beschäftigt oder<br />
durch andere Personen abgelenkt wird. Da bedeutet es immerhin schon einen Fortschritt,<br />
wenn man sich ein Modell seiner Hörerschaft vergegenwärtigen kann, das den einzelnen<br />
kennzeichnet nach Geschlecht, Alter, Beruf, Vorbildung, Einkommensverhältnissen,<br />
Größe seines Wohnortes <strong>und</strong> Konfession. Diese soziologischen Daten, die zum Beispiel<br />
das Allensbacher Institut seinen neuerdings nur noch jährlichen Trendanalysen für den<br />
Süddeutschen R<strong>und</strong>funk zugr<strong>und</strong>e zu legen pflegt, sollten nach Hans Peter Richter durch<br />
Angaben über den Charakter der einzelnen Hörerfamilien ergänzt werden. Die<br />
geschlossene Familie zeigt oft die Tendenz zum Nichthören, die zerfallende Familie, in<br />
der das Gespräch verstummt ist, die Tendenz zum Alleshören <strong>und</strong> damit zum<br />
Nichtshören. Auf das <strong>Hörspiel</strong> angewandt, bedeutet dies, daß in der zerfallenden Familie<br />
wirkliche <strong>Hörspiel</strong>fre<strong>und</strong>e sich selten finden <strong>und</strong>, wo man sie antrifft, sich nur schwer<br />
behaupten werden. Auf dem Dorf wird wenig, in der Großstadt viel <strong>und</strong> oberflächlich<br />
gehört. Wenn jemand sagt, er höre gerne <strong>Hörspiel</strong>e, Jazz, politische Kommentare oder<br />
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