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Hörspiel. Form und Funktion.

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Geräuschplatte als dramaturgisches Mittel einsetzte, bei der Schilderung eines Erdbebens<br />

etwa, betonte er, im Gegensatz zu den bloßen Theoretikern, als Mann der Praxis: »Um<br />

eine ›akustische Kulisse‹ handelt es sich nicht. Akustische Kulissen gibt es nicht. Das von<br />

uns verwendete Klangbild des Erdbebens ist nicht Kulisse, nicht Hintergr<strong>und</strong>, nicht<br />

Stimmungsmittel, sondern unerläßlicher Bestandteil der Handlung. Dieser Satz gilt<br />

natürlich auch für die Verwendung der Musik als Klangbild.«<br />

Auch andere R<strong>und</strong>funkpraktiker äußerten sich gelegentlich über ihre eigenen<br />

Bemühungen, so der Hamburger Intendant Hans BODENSTEDT <strong>und</strong> der Leiter der<br />

»Schauspielabteilung« (!) der Berliner Funkst<strong>und</strong>e, der Regisseur, Sprecher <strong>und</strong> Reporter<br />

Alfred BRAUN, die beide nebeneinander mit Klassikerbearbeitungen,<br />

Geräuschsymphonien <strong>und</strong> reportagehaften Spielformen experimentierten, einfallsreiche<br />

Empiriker, die ehrlich bemüht waren, an ihren Fehlern zu lernen, denen es aber nicht<br />

einfiel, ihre Erfahrungen vorzeitig zu kodifizieren.<br />

Von den Beobachtungen <strong>und</strong> Erkenntnissen dieser frühen R<strong>und</strong>funkpraktiker<br />

unterschieden sich die Äußerungen jener Männer, die teils als Autoren, teils als reine, von<br />

der Literaturwissenschaft oder vom Theater kommende Theoretiker zur Feder griffen, um<br />

das Wesen des <strong>Hörspiel</strong>s zu ergründen. Der Schriftsteller Hermann KASACK, der wenig<br />

später mit eigenen <strong>Hörspiel</strong>en hervortrat, nannte damals den R<strong>und</strong>funk eine bestimmte<br />

Zwischenform zwischen Lektüre <strong>und</strong> Theateraufführung, die weder eine Theaterwirkung<br />

vortäuschen, noch eine bloße Deklamation mit verteilten Rollen sein solle. Der Bearbeiter<br />

von Bühnendramen dürfe an der dramatischen Dichtung keine gattungsändernde<br />

Funkbearbeitung vornehmen, während das Konversations-, Gesellschafts- <strong>und</strong> Zeitstück<br />

der Schaubühne nur als Textunterlage zu dienen habe, die mit aller nur möglichen Freiheit<br />

<strong>und</strong> Konsequenz, in eine funkgemäße, hörspielmäßige Reportage einzurichten sei.<br />

Die erste wissenschaftlich gemeinte Studie über das <strong>Hörspiel</strong> war die 1930 veröffentlichte<br />

Antrittsrede des Stuttgarter Dozenten Hermann PONGS »Das <strong>Hörspiel</strong>«. Er als erster<br />

betont den Charakter des R<strong>und</strong>funks als Massenkommunikationsmittel. Nach ihm<br />

verkoppelt der R<strong>und</strong>funk eine individuelle mit einer kollektiven Aufgabe, indem er den<br />

Sinn jedes einzelnen anspricht <strong>und</strong> sich gleichzeitig aber an H<strong>und</strong>erttausende wendet, in<br />

denen er das gleiche Eho weckt.<br />

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