SOZIALBERICHT 2011-2012 - Armutskonferenz
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ENTWICKLUNG UND STRUKTUR DER SOZIALAUSGABEN IN ÖSTERREICH<br />
11. ENTWICKLUNG UND STRUKTUR DER SOZIALAUSGABEN<br />
IN ÖSTERREICH<br />
Im Vergleich zu anderen EU-Staaten haben sich<br />
in Österreich die Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise<br />
auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt<br />
und den Lebensstandard der Bevölkerung<br />
relativ moderat ausgewirkt. Neben den<br />
wirtschafts-, fiskal- und beschäftigungspolitischen<br />
Maßnahmen kommen hierbei den wohlfahrtsstaatlichen<br />
Strukturen und den Sozialausgaben<br />
als konjukturstabilisierende Faktoren<br />
bedeutende Rollen zu.<br />
In diesem Artikel werden die wesentlichen Merkmale<br />
des österreichischen Wohlfahrtsstaates<br />
vom Blickwinkel der öffentlichen Aufwendungen<br />
für die Sozialschutzsysteme dargestellt. Datengrundlage<br />
sind die von Statistik Austria im Auftrag<br />
des BMASK jährlich erhobenen Sozialausgaben<br />
auf Basis einer EU-weit harmonisierten Methode 1 .<br />
Detaillierte Daten und die Dokumentation sind<br />
auf der Homepage des BMASK abrufbar 2 .<br />
Die Daten für <strong>2011</strong> sind vorläufig und basieren<br />
auf dem Stand von Mai <strong>2012</strong>. Die endgültigen<br />
Daten können gegenüber den hier präsentierten<br />
Zahlen geringfügig variieren.<br />
11.1 WESENTLICHE MERKMALE<br />
Österreich zählt zu den gut entwickelten Wohlfahrtsstaaten.<br />
Im Jahr <strong>2011</strong> wurden 29,3% der<br />
jährlichen wirtschaftlichen Wertschöpfung (Bruttoinlandsprodukt<br />
– BIP) über öffentliche Umverteilung<br />
für soziale und gesundheitsbezogene<br />
Leistungen ausgegeben. Dieser Prozentsatz liegt<br />
über dem EU-Durchschnitt (siehe Abschnitt 11.8).<br />
Die Sozialquote ist 2009 in Folge der Finanz- und<br />
Wirtschaftskrise so wie in allen EU-Staaten gegenüber<br />
2008 stark angestiegen. Sie erhöhte sich<br />
von 28,4% auf 30,8%. Wesentliche Ursachen waren<br />
der krisenbedingte deutliche Rückgang des<br />
BIP und der überproportionale krisenbedingte<br />
Anstieg der Sozialausgaben. Seit 2010 ist die Sozialquote<br />
wieder rückläufig (2010: 30,4%, <strong>2011</strong>:<br />
29,3%). Der Anstieg der Sozialquote in Krisenzeiten<br />
ermöglichte eine Stabilisierung der materiellen<br />
Lebensbedingungen und war damit auch eine<br />
der Voraussetzungen, dass sich im EU-Vergleich<br />
die Wirtschaft schneller erholte. Dies ermöglichte<br />
wiederum einen Rückgang der Sozialquote seit<br />
2010 (siehe Abschnitt 11.6).<br />
Über die Hälfte der Sozialausgaben sind Leistungen<br />
für ältere Menschen (v.a. Direkt- und<br />
Hinterbliebenenpensionen, Pflegegelder und<br />
Ausgaben für Betreuungseinrichtungen), ca. ein<br />
Viertel entfällt auf die öffentliche Gesundheitsversorgung,<br />
ein Zehntel auf Familienleistungen,<br />
8% auf invaliditätsbedingte Leistungen und 5%<br />
auf Arbeitslosen- und Arbeitsmarktleistungen<br />
(siehe Abschnitt 11.2).<br />
Bemerkenswert ist, dass im letzten Jahrzehnt<br />
der Anstieg der Ausgaben für Frühpensionen<br />
und Invaliditätspensionen für Personen unter<br />
60/65 Jahren deutlich reduziert werden konnte<br />
(siehe Abschnitt 11.2.1).<br />
Ca. 70% der Sozialleistungen stehen als Geldleistungen<br />
und 30% als Betreuungs- und andere<br />
1 Die Beschreibung der Sozialausgaben stützt sich auf die rechtlichen und methodischen Vorgaben von ESSOSS (Europäisches<br />
System der Integrierten Sozialschutzstatistik). Darin ist festgelegt, dass als ESSOSS-Sozialausgaben Ausgaben mit einem<br />
Umverteilungscharakter (d.h. keine privaten Ausgaben, keine Anspar- und Lebensversicherungssysteme, keine privaten Zuzahlungen,<br />
keine betrieblichen Sozialleistungen ohne Umverteilungscharakter) aufscheinen sollen. Weiters werden Abgrenzungen<br />
gegenüber anderen öffentlichen Systemen (z.B. gegenüber nicht primär sozial induzierten steuerlichen Umverteilungen, öffentlichen<br />
Bildungsausgaben, Wohnbauförderungen etc.) gemacht.<br />
2 www.bmask.gv.at > Soziales > Allgemeine Sozialpolitik > Sozialausgaben in Österreich<br />
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