SOZIALBERICHT 2011-2012 - Armutskonferenz
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DIE ENTWICKLUNG UND VERTEILUNG DER EINKOMMEN<br />
der Technologie und auch von der jeweiligen<br />
Produktionsgröße bestimmt. In Bereichen, in<br />
denen der verstärkte Einsatz von Technologie zu<br />
Produktivitätszuwächsen führt, liegt meist ein<br />
überdurchschnittliches Lohnniveau vor. Ebenso<br />
in Bereichen, wo große Produktionseinheiten<br />
zu Skalenerträgen 2 führen, kann gegenüber der<br />
Gesamtwirtschaft ein höheres Lohnniveau realisiert<br />
werden. Diese Produktionsbedingungen<br />
kennzeichnen die Sachgüter erzeugenden Bereiche,<br />
während im Bereich der personenbezogenen<br />
Dienstleistungen weniger Skalenerträge<br />
und Produktivitätssteigerungen durch Technologisierung<br />
vorhanden sind. Im Bereich der unternehmensnahen<br />
Dienstleistungen hingegen können<br />
durch standardisierte Tätigkeiten und durch<br />
den Einsatz von (Informations-)Technologien<br />
Produktivitätszuwächse erreicht werden.<br />
Neben diesen grundsätzlichen Einflussfaktoren<br />
auf das Lohnniveau ist der gewerkschaftliche<br />
Organisationsgrad für die Lohnentwicklung der<br />
Wirtschaftssektoren entscheidend. Die Verhandlungen<br />
der Arbeitgeber- und ArbeitnehmerInnen<br />
werden im Zuge der Herbstlohnrunden in der<br />
Metallbranche sowohl von den realisierten Produktivitätszuwächsen,<br />
als auch von der Stärke<br />
der Verhandlungsparteien mitbestimmt.<br />
Insgesamt hat Österreich ausgeprägte intersektorale<br />
Lohnunterschiede. Nachfolgende Übersicht<br />
zeigt die durchschnittlichen Einkommen<br />
in ausgewählten bzw. zusammengefassten<br />
Wirtschaftsbereichen. Das Medianeinkommen<br />
(einschließlich Sonderzahlungen) über alle Wirtschaftsklassen<br />
hinweg betrug 2010 2.219 EUR<br />
brutto im Monat. Die Einkommen im Sachgüterbereich<br />
lagen um ein Fünftel über diesem Durchschnittswert.<br />
Auch das Medianeinkommen im<br />
Bauwesen überstieg um knapp ein Achtel den<br />
Gesamtdurchschnitt. Unterdurchschnittliche<br />
Einkommen gab es in der Gastronomie/Beherbergung<br />
und im Handel: Die Medianeinkommen<br />
unterschritten hier den Gesamtdurchschnitt um<br />
ein Drittel bzw. um rund 14% im Handel. An der<br />
Schnittstelle zwischen Sachgütern und Dienstleistungen<br />
im Bereich der unternehmensnahen<br />
Dienstleistungen erreicht das Medianeinkommen<br />
ebenso wenig den Gesamtdurchschnitt wie<br />
die personenbezogenen Dienstleistungen.<br />
Die Dynamik der medianen Einkommensunterschiede<br />
in den drei (Nach-)Krisenjahren war im<br />
Bauwesen am höchsten: Zwischen 2008 und 2010<br />
wuchsen hier die beitragspflichtigen Einkommen<br />
mit 4,5% mehr als doppelt so schnell wie in den<br />
personenbezogenen Dienstleistungen.<br />
Ein Viertel der Männer sind im Sachgüterbereich<br />
beschäftigt, 12,9% im Bereich Handel, Instandhaltung<br />
und Reparatur von Fahrzeugen, 12% im<br />
Bauwesen und 5,3% im Bereich der unternehmensbezogenen<br />
Dienstleistungen. Die öffentliche<br />
Verwaltung ist für Frauen der größte Dienstgeber,<br />
20,6% der Frauen sind hier beschäftigt, gefolgt<br />
vom Handel mit knapp 19% aller beschäftigten<br />
Frauen. Im Bereich der persönlichen Dienstleistungen<br />
finden sich 5,5% der Frauen. Die Mehrheit der<br />
Frauen arbeitet in Wirtschaftsbereichen mit unterdurchschnittlichen<br />
Medianeinkommen.<br />
Die geringen Einkommenshöhen resultieren auch<br />
aus dem hohen Anteil der Teilzeitbeschäftigung<br />
mit entsprechenden Teilzeiteinkommen der Frauen.<br />
Auch eine genauere Analyse auf der Grundlage<br />
von Vollzeitarbeitsplätzen in der Privatwirtschaft<br />
zeigt, dass ein Drittel der vollzeitbeschäftigten<br />
Frauen und knapp unter 10% der Männer Niedriglohnbeschäftigte<br />
sind: Sie haben Verdienste, die<br />
unter zwei Drittel des Medianeinkommens liegen<br />
(Lutz – Mahringer, 2010).<br />
2 Wenn ein proportionaler Input zu überproportionalem Output führt, wird von Skalenerträgen gesprochen.<br />
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