SOZIALBERICHT 2011-2012 - Armutskonferenz
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WIRTSCHAFTS- UND FINANZKRISE: BMASK-MONITORING DER SOZIALEN AUSWIRKUNGEN 2008-<strong>2012</strong><br />
wurden vermehrt Personen im Alter zwischen 25<br />
bis 54 Jahren arbeitslos. Im August <strong>2012</strong> zeigt<br />
sich ein umgekehrtes Bild: Während die Gruppe<br />
der 55- bis 64-Jährigen seit 2008 mit einem<br />
Zuwachs von 37% konfrontiert sind, ist bei der<br />
jüngsten Altersgruppe prozentuell der geringste<br />
Anstieg festzustellen; allerdings ist in diesem<br />
Zusammenhang darauf hinzuweisen, dass sich<br />
etwa 73% der gesamten Arbeitslosen in der mittleren<br />
und größten Altersgruppe befinden und<br />
sich in dieser Gruppe daher in absoluten Zahlen<br />
der weitaus bedeutendste Anstieg von etwa<br />
36.000 Personen seit August 2008 ergab.<br />
LeistungsbezieherInnen aus der Arbeitslosenversicherung<br />
Die Leistungen aus der Arbeitslosenversicherung<br />
(ALV) stellen wesentliche sogenannte „automatische<br />
Stabilisatoren“ dar, die in Zeiten<br />
wirtschaftlicher Verwerfungen und damit einhergehender<br />
Arbeitsplatzverluste die entstehenden<br />
Einkommenseinbußen begrenzen. Durch das<br />
Arbeitslosengeld und die daran anschließende<br />
Notstandshilfe soll zumindest etwas mehr als<br />
die Hälfte des gewohnten Lebensstandards finanziell<br />
gesichert werden.<br />
Neben dieser zentralen Funktion als Versicherungsleistung<br />
zur Milderung des sozialen und<br />
finanziellen Risikos der Arbeitslosigkeit erfüllen<br />
diese Sozialleistungen aber auch eine wichtige<br />
volkswirtschaftliche Funktion, indem sie die<br />
Kaufkraft stabilisieren. Beide Funktionen waren<br />
im Verlauf der Wirtschafts- und Finanzkrise wichtige<br />
Faktoren für die erfolgreiche Bewältigung<br />
des Konjunktureinbruchs.<br />
Bereits im Dezember 2008 war ein Anstieg der<br />
durchschnittlichen Höhe der monatlichen Arbeitslosengeldleistung<br />
im Vergleich zum Vorjahr von<br />
rd. 3% festzustellen. Dieser Anstieg erreichte im<br />
Juni 2010 mit fast 11% seinen höchsten Wert – vor<br />
allem, weil verstärkt Personen mit einem höheren<br />
Einkommen arbeitslos wurden. Danach schwächte<br />
sich diese Entwicklung ab und im November<br />
<strong>2011</strong> betrug der Rückgang bei der durchschnittlichen<br />
Höhe des Arbeitslosengeldes rd. 7%. Das<br />
heißt, der Rückgang der generellen Arbeitslosigkeit<br />
seit 2010 ist hauptsächlich auf den Rückgang<br />
der Arbeitslosigkeit in den mittleren und höheren<br />
Einkommensgruppen zurückzuführen.<br />
Im Februar 2009 wurde – krisen- und saisonbedingt<br />
– mit rd. 195.000 Personen der höchste<br />
Stand der BezieherInnen von Arbeitslosengeld<br />
verzeichnet; im darauffolgenden Juni 2009 wurde<br />
mit einem Zuwachs von rd. 48% im Vergleich<br />
zum Vorjahr die höchste Steigerung beobachtet.<br />
Während zu Beginn der Krise der Anstieg bei<br />
den Arbeitslosengeld-BezieherInnen im Vergleich<br />
zum Jahr 2008 dominierte und jenen<br />
bei der Notstandshilfe-BezieherInnen um etwa<br />
10 Prozentpunkte übertraf, blieb ab der zweiten<br />
Jahreshälfte 2010 jener der Notstandshilfe-<br />
BezieherInnen annähernd gleich, während die<br />
BezieherInnen von Arbeitslosengeld bereits<br />
deutlich abnahmen. Im November <strong>2011</strong> kam es<br />
bei den Arbeitslosengeld-BezieherInnen im Vergleich<br />
zu 2008 mit rd. 131.000 Personen erstmals<br />
wieder zu einem Rückgang von 1,6%.<br />
Der Anstieg der Notstandshilfe-BezieherInnen<br />
blieb hingegen mit 27% konstant hoch; im November<br />
<strong>2011</strong> bezogen etwa 98.000 Personen Notstandshilfe,<br />
um 21.000 Personen mehr als zum<br />
gleichen Zeitpunkt 2008. Dieser Anstieg bei den<br />
NotstandshilfebezieherInnen ist ein Hin weis,<br />
dass Personen mit gravierenden Vermittlungseinschränkungen<br />
auch noch drei Jahre nach Eintritt<br />
der Krise große Probleme haben, einen stabilen<br />
Arbeitsplatz zu finden.<br />
Ein Indiz hierfür stellt auch die relativ konstante<br />
Steigerungsrate beim Bestand der Langzeitbeschäftigungslosen<br />
dar: Im August <strong>2012</strong> waren mit<br />
fast 49.000 um rd. 43% mehr Personen als 2008<br />
über ein Jahr lang beschäftigungslos; in dieser<br />
Kategorie werden AMS-Schulungsmaßnahmen<br />
oder Bezugssperren nicht als Unterbrechung gewertet,<br />
sondern nur eine Arbeitsaufnahme oder<br />
eine Krankheitsdauer von über 62 Tagen.<br />
Erfahrungsgemäß gelingt es erst nach einem<br />
längeren Zeitraum der Arbeitsmarktbelebung,<br />
stabile Arbeitsplätze für diese erwerbsferne Zielgruppe<br />
zur Verfügung zu stellen.<br />
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